Schon lange bereiten sie Wissenschaftlern Kopfzerbrechen: Was hat es mit den seltsamen Mustern aus kahlen Kreisen im Grasland von Namibia und Australien auf sich? Nun sind Forscher den mysteriösen Feenkreisen buchstäblich auf den Grund gegangen. Durch Grabungen wollten sie untersuchen, ob Termiten für ihre Entstehung verantwortlich sind. Offenbar ist das nicht der Fall. Dies spricht wiederum für die Theorie, nach der 2die Feenkreise durch abiotische Prozesse entstanden sind, sagen die Forscher.
Runde, von Gras gesäumte kahle Stellen, die in erstaunlicher Regelmäßigkeit über das Land verteilt sind – vor allem auf Luftaufnahmen wird das Phänomen der Feenkreise deutlich. Lange waren die Gebilde nur von den Trockengebieten Namibias bekannt, doch dann entdeckten sie Forscher auch in Australien. Es erscheint überraschend, dass Forscher nicht schnell eine eindeutige Erklärung präsentieren konnten. Bis jetzt gilt die Ursache für das Phänomen nicht als abschließend geklärt. Es gibt allerdings Theorien: Einige Wissenschaftler haben vor allem Termiten oder Ameisen in Verdacht. Diese Insekten sollen der Annahme zufolge an den Wurzeln der Gräser knabbern und sie dadurch zum Absterben bringen. Andere vermuten dagegen, dass die kahlen Stellen unter bestimmten Bedingungen ganz von selbst entstehen: Der löchrige Grasteppich könnte die Folge der Verwitterung der Böden durch Starkregen, extreme Hitze und Verdunstung sein.
Forscher graben Löcher in Feenkeise
Um mehr Einblicke in das Phänomen zu erhalten, hat nun ein internationales Forscherteam östlich von Newman in Australien auf einer Länge von zwölf Kilometern insgesamt 154 Löcher in 48 Feenkreise gegraben. So wollten sie dem möglichen Einfluss von Termiten systematisch nachgegen. Zusätzlich kartierten sie mithilfe von Drohnen Flächen von 500 mal 500 Metern, um typische Vegetationslücken – wie sie Erntetermiten in weiten Teilen Australiens verursachen – mit den typischen Feenkreislücken zu vergleichen.
Die Forscher kommen zu dem Fazit: Die Ergebnisse sprechen gegen einen kausalen Zusammenhang zwischen den Gebilden und unterirdischen Termitenbauten. „Die von Erntetermiten verursachten Vegetationslücken sind nur etwa halb so groß wie die Feenkreise und deutlich weniger geordnet”, erklärt Co-Autor Stephan Getzin von der Universität Göttingen. „Auch harte unterirdische Termitennester, die anderswo in Australien das Graswachstum verhindern, haben wir in den meisten Fällen nicht gefunden.”
Abiotischer Erklärungsansatz untermauert
Die hohen Bodenverdichtungen und Lehmanteile in den untersuchten Feenkreis- und vegetationslosen Referenzflächen sind nach Ansicht der Forscher hingegen Indizien dafür, dass die Feenkreise durch Prozesse wie mechanische Verwitterung der Böden durch Starkregen, extreme Hitze und Verdunstung gebildet werden. „Für die Entstehung der markanten Feenkreismuster sind somit keine destruktiven Mechanismen notwendig, wie sie von Termiten verursacht werden, sondern hydrologische Boden-Pflanzen-Interaktionen scheinen alleine ausreichend,” resümiert Getzin.
Konkret könnte das bedeuten: In den lehmigen Zentren der Kreise kann das Wasser der seltenen Schlagregen kaum versickern und fließt deshalb rundum ab. Pflanzen gedeihen deshalb nur am Kreisrand gut. Im Laufe der Zeit führt dies zu einem sich selbstverstärkenden System, sodass Pflanzen in der Mitte keine Wachstumschancen mehr haben. Welche Prozesse allerdings genau ablaufen wollen die Forscher nun auch weiterhin untersuchen. Im Blick haben sie dabei nun vor allem Feenkreise, die eine besonders ungewöhnliche Form aufweisen.