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Das Baumsterben in deutschen Wäldern geht weiter

Waldzustandsbericht 2022

Das Baumsterben in deutschen Wäldern geht weiter
Buchen
Buchen mit Kronenverlichtungen und Trockenheitsschäden. © Petra Dühnelt/ Thünen-Institut

Dem deutschen Wald geht es weiterhin schlecht: Dem aktuellen Waldzustandsbericht zufolge sind nur noch 20 Prozent aller Waldbäume gesund, bei allen anderen ist die Baumkrone mehr oder weniger stark gelichtet. Obwohl es im Jahr 2021 weniger heiß und trocken war als in den Jahren davor, haben sich Wälder und Böden nicht ausreichend erholt. Betroffen sind alle Hauptbaumarten des Waldes, besonders hohe Absterberaten gibt es aber weiterhin bei der Fichte, wie der Bericht aufzeigt.

Wie geht es dem deutschen Wald? Seit Mitte der 1980er Jahren wird diese Frage regelmäßig mithilfe von Waldzustandserhebungen untersucht. Dafür begutachten eigens geschulte Fachleute jedes Jahr von Mitte Juli bis Mitte August den Kronenzustand der Waldbäume in systematisch über die gesamte Waldfläche Deutschlands verteilten Stichprobenflächen. Wichtiger Indikator zur Bewertung des Baumzustandes ist die Kronenverlichtung, die die Abweichung von einem voll benadelten beziehungsweise voll belaubten gesunden Baum angibt. Ab 25 Prozent spricht man von einer deutlichen Kronenverlichtung. Das Thünen-Institut für Waldökosysteme prüft die bereitgestellten Rohdaten und berechnet daraus die bundesweiten Ergebnisse. Diese werden im jährlichen Waldzustandsbericht zusammengestellt.

Höchstes Schadniveau seit Beginn der Erhebungen

Jetzt ist der Waldzustandsbericht 2022 erschienen – und er bringt keine guten Nachrichten. Denn der Zustand der deutschen Wälder hat sich nicht verbessert. “Zwar hat es über alle Baumarten hinweg keine deutliche Verschlechterung der Schadstufenanteile im Vergleich zum Vorjahr gegeben – das Schadensniveau befindet sich jedoch weiterhin auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Aufnahmen in den 1980er Jahren”, fasst Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir die Ergebnisse zusammen.

Dem Waldzustandsbericht zufolge haben die positiven Effekte des etwas regenreicheren Wetters im Jahr 2021 nicht ausgereicht, um den Zustand des Waldes nach den drei Dürrejahren 2018 bis 2020 nachhaltig zu verbessern. Trotz der günstigen Witterung in einigen Regionen Deutschlands konnte sich der Wasserspeicher des Bodens nach der Trockenperiode nicht vollständig wieder auffüllen, wie das Thünen-Institut für Waldökosysteme erklärt. Dazu kommt, dass das Jahr 2022 erneut zu trocken und warm war und es im Frühjahr 2022 gleich drei Winterstürme kurz hintereinander gab. Sie haben viele geschwächte Bäume umgerissen und für große Schadflächen und mehr Totholz im Wald gesorgt. Dies wiederum erhöht die Gefahr eines Schädlingsbefalls der Bäume.

Ältere Bäume und Fichten besonders stark betroffen

Konkret hat die Erhebung ergeben, dass rund 35 Prozent aller Waldbäume in Deutschland eine deutlich gelichtete Krone von im Schnitt 25,9 Prozent aufweisen. Nur jeder fünfte Baum ist ohne Warnstufe und kann damit als gesund gelten. Besonders betroffen sind weiterhin ältere Bäume über 60 Jahre: 42 Prozent von ihnen zeigen deutliche Schäden. Von den Bäumen jünger als 60 Jahre haben nur rund 15 Prozent deutliche Schäden, aber auch ihr Zustand zeigte laut Waldzustandsbericht im Verlauf der letzten Jahre einen negativen Trend. Der schlechte Zustand betrifft dem Waldzustandsbericht zufolge alle vier Hauptbaumarten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche.

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Bei den Fichten liegt die mittlere Kronenverlichtung mit 29,6 Prozent auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr. Gleichzeitig ist jedoch die Absterberate bei diesem häufigen Forstbaum im Jahr 2022 auf einen neuen Rekordwert von 4,4 Prozent gestiegen. Die Fichte stirbt in tieferen Lagen unterhalb von 700 m großflächig ab, wie das Thünen-Institut berichtet. Ursache sind vor allem die Trockenheit der vergangenen Jahre und der Borkenkäferbefall. Deutlich zugenommen haben auch die Schäden beim zweiten Nadelbaum unter den Hauptbaumarten, der Kiefer. Mit 23,8 Prozent mittlerer Kronenverlichtung wurde 2022 ein trauriger Rekord erreicht. Seit Beginn der Waldzustandserhebung gab es bei der Kiefer noch nie so wenige Bäume ohne sichtbare Schäden wie in diesem Jahr. Bei Buchen und Eichen hat sich gegenüber dem Vorjahr nur wenig verändert. Ihre mittlere Kronenverlichtung liegt bei 27,5 und 26,9 Prozent.

Ursache ist multifaktoriell

Doch was kann man tun, um den Wald zu retten? Beim Waldsterben der 1980er Jahre war die Ursache vergleichsweise einfach: Der durch Luftschadstoffe gebildete saure Regen ließ die Böden versauern und schädigte die Bäume. Als daraufhin die Richtlinien für die Luftreinhaltung und Abgaswerte verschärft wurden, sorgten Luftfilter und “Erste-Hilfe-Maßnahmen” wie die Waldkalkung für eine deutliche Besserung. Das aktuelle Waldsterben hat jedoch komplexere Ursachen. Die Bäume leiden zum einen unter dem Klimawandel und den mit ihm verbundenen Extremen von Hitze und Trockenheit. Zum anderen setzen ihnen auch Stickstoffeinträge aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft zu.

Das bedeutet, dass es heute deutlich schwieriger und langwieriger ist, dem Wald zu helfen. Zum einen ist es wichtig, das weitere Fortschreiten des Klimawandels durch Klimaschutz zu begrenzen und gleichzeitig die Wälder so umzubauen, dass sie resilienter sind. Dafür müssen vermehrt Baumarten wachsen oder angepflanzt werden, die längeren Trockenphasen und Hitzewellen standhalten. Das allerdings ist aufwendig und dauert Jahrzehnte. Zum anderen ist es nötig, die Stickstoffeinträge zu reduzieren, beispielsweise durch Verringerung der übermäßigen Düngung und durch strengere Begrenzung der Stickoxidemissionen aus Verkehr und Industrie.

Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei; Waldzustandsbericht 2022

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erd|beer|far|big  〈Adj.〉 = erdbeerfarben

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