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Darwin hatte Recht: Insel-Tiere sind tatsächlich zahmer

Erde|Umwelt

Darwin hatte Recht: Insel-Tiere sind tatsächlich zahmer
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Charles Darwin. Credit: Thinkstock
Wenn man zu nah kommt, hauen sie ab – viele Tiere sind bekanntermaßen scheu und lassen Menschen eine bestimmte Fluchtdistanz nicht überschreiten. Doch auf Inseln gelten in diesem Zusammenhang offenbar besondere Regeln. Hier sind Tiere zahmer – das geht aus vielen anekdotischen Berichten hervor und auch aus prominenter Quelle: Charles Darwin vermutete bereits vor 150 Jahren, dass Tiere auf Inseln zahmer sind, da sie sich an ihre Umwelt mit weniger Fressfeinden angepasst haben. Mit dieser Theorie hat sich allerdings bisher niemand wissenschaftlich befasst. Diese Lücke haben US-Forscher nun geschlossen: Sie konnten an 66 Eidechsenarten von unterschiedlichen Inseln zeigen, dass die Fluchtdistanz umso geringer ist, je weiter das Eiland vom Festland entfernt ist.

 

Die enorme Zutraulichkeit von Tieren ist besonders von denjenigen Inseln bekannt, die Darwin als große Inspirationsquelle dienten: von den Galapagos-Inseln. Hier kam der Begründer der Evolutions-Theorie zu der Überzeugung, das sich Lebewesen durch natürliche Auslese genetisch verändern und sich so ihrem Lebensraum anpassen. Darwin zufolge sei dies nicht nur auf Weiterentwicklung beschränkt: Lebewesen verlieren auch Funktionen und Verhaltensweisen wieder, wenn sie unter neuen Bedingungen nicht mehr wichtig sind. In diesem Zusammenhang nannte er den Verlust der Scheu von Tierarten auf Inseln als ein mögliches Beispiel.

 

Die Forscher um Theodore Garland von der University of California in Riverside haben sich diesem Thema nun erstmals empirisch gewidmet. Als Modell-Organismen wählten sie dafür die Eidechsen, da sie weit verbreitet vorkommen und Fluchtverhalten zeigen, das sich vergleichsweise leicht erfassen lässt. Für ihre Studie haben die Wissenschaftler systematisch das Fluchtverhalten von 66 Eidechsenarten von fünf Kontinenten und Inseln im Atlantik, Pazifik, der Karibik Meer und dem Mittelmeer ausgewertet. Die entsprechenden Informationen gingen aus früheren Veröffentlichungen zu diesen Spezies hervor.

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Je ferner die Insel, desto zahmer die Eidechsen

 

Durch Vergleiche und statistische Auswertungen konnten Garland und seine Kollegen den Insel-Effekt bei der Fluchtdistanz von Eidechsen tatsächlich nachweisen. Sie stellten dabei sogar einen graduellen Faktor fest: Je weiter eine Insel sich vom Festland entfernt befindet und entsprechend weniger Fressfeinde besitzt, desto näher lassen die dortigen Eidechsenarten Forscher an sich herankommen. „Die Annahme von Darwin und anderen Wissenschaftlern, dass Tiere von Inseln ihre Fluchtdistanz verringert haben, ließ sich also im Fall der Eidechsen bestätigen”, resümiert Garland.

 

Doch was ist eigentlich der Vorteil der verminderten Scheu – was war der treibende Faktor hinter dem Schwund der Fluchtdistanz? Die Tiere sparten dadurch Energie, erklärt Garland: Die natürliche Auslese bei Lebensräumen ohne oder mit nur wenigen Räubern bevorzugt Individuen, die nicht Zeit und Energie mit sinnlosem Fluchtverhalten verschwenden. Außerdem könnten Tiere, die sich leicht von Nahrungsquellen vertreiben ließen, im Überlebenskampf auf Inseln benachteiligt gewesen sein und haben deshalb weniger Nachkommen hinterlassen, vermutet der Biologe.

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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