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Darmflora von Schwangeren prägt Babys

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Darmflora von Schwangeren prägt Babys
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Illustration zu den Studienergebnissen. Credit: Mercedes Gomez de Agüero, Stephanie Ganal-Vonarburg, Kathy D. McCoy, and Andrew J. Macpherson
Es geht offenbar sogar schon vor der Geburt los: Eine Studie an Mäusen legt nahe, dass die Darmflora der Mutter schon beim Ungeborenen die Entwicklung des Immunsystems beeinflusst: Die Bakterien im Darm der Schwangeren erzeugen demnach Substanzen, die schließlich über die Plazenta auch das Baby erreichen. Sie mobilisieren dann das Immunsystem des Kindes und bereiten es auf die Mikroben-Invasion nach der Geburt vor, erklären die Forscher.

Lange stand der Kampf gegen krankheitserregende Bakterien im Fokus der Forschung, doch seit einigen Jahren hat sich dies drastisch geändert: Es wird zunehmend klar, wie wichtig die günstige Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaften in und auf unserem Körper für die Gesundheit des Menschen ist. Vor allem für die frühe Entwicklung des Immunsystems scheint es wichtig zu sein, dass die richtigen mikrobiellen Untermieter ihre günstigen Effekte entfalten.

Wir erblicken eine Welt voller Mikroben

Bisher nahm man allerdings an, dass die Anpassung an die Mikrobenwelt erst nach der Geburt beginnt – denn erst dann wechselt das Baby von der sterilen Umgebung des Mutterleibs in eine Welt, in der es von Bakterien wimmelt. Schnell erreichen diese Wesen alle Körperoberflächen und auch den Darm des Kindes. Die Schwierigkeit ist dabei: “Brave” Mikroben sollen den Darm besiedeln – Infektionen hingegen vermieden werden: eine Herausforderung für das noch junge Immunsystem.

Es ist schon lange bekannt, dass Muttermilch beim Stillen Nährstoffe und Antikörper liefert, die das Baby vor Infektionen schützen. Die neuen Ergebnisse legen nun nahe, dass Ähnliches bereits schon deutlich früher abläuft. Die Ergebnisse der Forscher um Andrew Macpherson von der Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin des Inselspitals Bern basieren zwar auf Versuchen an Mäusen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass sich die festgestellten Zusammenhänge auch auf alle Säugetiere übertragen lassen – einschließlich des Menschen.

Für ihre Studie setzten die Forscher trächtige Mäuse ein, die komplett steril gehalten wurden, so dass sie keine Darmflora ausbilden konnten. Einem Teil dieser Versuchstiere verpassten die Forscher dann allerdings einen typischen Darmkeim in den Verdauungstrakt: Escherichia coli. So konnten sie anschließend die Neugeborenen dieser Mäusemütter mit denen der Vergleichstiere ohne jegliche Darmflora vergleichen.

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“Bakterielle Botschaften” über die Plazenta vermittelt

Die Analysen belegten: Die Jungen der Mütter mit Darmflora besaßen ein deutlich aktiveres Immunsystem im Darmtrakt als die Babys der sterilen Vergleichstiere. Auch genetische Untersuchungen untermauerten diesen Befund: Bei den Jungtieren, die im Bauch einer Mutter mit Darmbakterien herangewachsen waren, gab es mehr Genaktivitäten, die mit einem günstigen Zustand des Immunsystem in Zusammenhang stehen. Die Forscher fanden außerdem Hinweise darauf, dass für diesen Effekt Antikörper im Blut der Mütter verantwortlich sind, die durch die Besiedlung mit Darmbakterien gebildet werden. Diese Wirkstoffe gelangen dann über die Plazenta in das Ungeborene. So können sie das Immunsystem und den Darm des Babys für den Moment nach der Geburt wappnen, wenn es erstmals mit der Bakterienwelt konfrontiert wird.

Den Forschern zufolge eröffnen die Ergebnisse nun gleichsam ein neues Kapitel in der Erforschung der Interaktionen zwischen der menschlichen Gesundheit und den Bakteriengesellschaften. Denn nun scheint klar: Der Zusammenhang entsteht offenbar schon vor der direkten Interaktion. Abschließend kommentiert Macpherson das Ergebnis der Studie: “Wir wussten immer schon, dass wir unseren Müttern für ihre Liebe und ihre schützende Zuneigung dankbar sein dürfen. Jetzt wissen wir, dass wir ihnen auch für ihre Darmflora danken sollten,” so der Mediziner.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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