Fledermäusen sind so laut wie ein Düsenflugzeug, hat ein deutsch-dänisches Forscherduo entdeckt. Glücklicherweise liegen diese Töne jedoch im Ultraschall-Frequenzbereich ? und damit jenseits des Hörbereichs des Menschen. Mit ihren Schreien peilen die Fledermäuse ihre Beute an und orientieren sich im Gelände. Je höher dabei die Schreifrequenz, desto lauter muss die Fledermaus brüllen, da die Luft höhere Ultraschallfrequenzen stärker dämpft, haben Annemarie Surlykke von der Universität von Süddänemark in Odense und ihre Kollegin Elisabeth Kalko von der Universität Ulm gezeigt. Fledermäuse zählen damit zu den lautesten Tieren überhaupt.
Die Forscherinnen beobachteten elf Fledermausarten in
Panama. In deren Jagdgebieten stellten sie miteinander gekoppelte Mikrofone und Kameras auf, wobei drei hochempfindliche Mikrofone die Tonsequenzen der Fledermäuse und zwei Kameras ein Stereobild aufzeichneten. Die Mikrofone waren auf einer Linie in einem Abstand von einem Meter aufgestellt, die Kameras lagen dazwischen. Mit dem Auslösegeräusch des Kamerablitzes synchronisierten die Forscher Bild und Ton. Da Fledermäuse ihre Ultraschall-Laute gerichtet nach vorn abgeben, verwendeten die Forscher für ihre Auswertung nur Bilder, bei denen die Tiere direkt auf die Messgeräte zu flogen.
Etwa zehn Zentimeter vor dem Maul der Fledermaus maßen die Forscher den höchsten Schalldruckpegel. Bei den Hasenmaulfledermäusen erreichte der Pegel mehr als 140 Dezibel. Das wäre jenseits der Schmerzgrenze des Menschen, wenn die Ultraschalllaute nicht außerhalb seines Hörbereichs lägen. Die Fledermäuse nutzen die Ultraschallschreie, um durch deren Reflektion an Beutetieren und der Umgebung auf ihr Umfeld schließen zu können.
Vermutlich schreien die verschiedenen Fledermausarten auf unterschiedlichen Frequenzen, damit sie sich gegenseitig nicht in die Quere kommen. Diejenigen, die sich mit höheren Frequenzen orientieren, zahlen jedoch einen Preis: Da die Luft höhere Ultraschallfrequenzen stärker dämpft, müssen sie lauter brüllen, um fliegende Insekten ähnlich effizient aufspüren zu können wie andere Fledermausarten, fanden die Forscher heraus. Doch nicht der lauteste Schreihals, die Hasenmaulfledermaus, hatte auch den weitesten akustischen Blick nach vorn: Die maximale Detektionsdistanz von rund 17 Metern zur Beute berechneten die Forscher für eine Fledermaus aus der Gattung der Glattnasen-Freischwänze, deren Schrei mit tieferer Frequenz weniger stark von der Atmosphäre gedämpft wurde.
Annemarie Surlykke (Universität von Süddänemark, Odense) und Elisabeth Kalko (Universität Ulm): PLoS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0002036 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer