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Blick ins Psychopathen-Hirn

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Blick ins Psychopathen-Hirn
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Credit: Thinkstock
Ein Mitmensch in Not, der Schmerz eines anderen, die eigene Schuld – all das lässt einen Psychopathen völlig kalt. Das macht diese Form der Persönlichkeitsstörung so gefährlich: Viele Gewaltverbrecher sind Psychopathen. Nun haben US-Forscher neue Einblicke darin gewonnen, was hinter der eisigen Gefühlswelt steckt: Sie haben die Hirnaktivität von Psychopathen aufgezeichnet, während sie mitleiderregende Szenen betrachteten und dabei abnormale Muster festgestellt.

Psychopathie betrifft etwa ein Prozent der Bevölkerung der USA, berichten die Forscher um Jean Decety von der Universität Chicago.“Ein deutlicher Mangel an Mitgefühl ist ein charakteristisches Markenzeichen für Personen mit Psychopathie“, sagt der Psychologe. Doch der bedrohliche Charakter ist keineswegs immer vordergründig, im Gegenteil: Psychopathen wirken auf ihre Mitmenschen häufig sogar ausgesprochen charmant und charismatisch. Sie können Beziehungen eingehen und ein weitgehend unauffälliges Leben führen: Sie passen sich den gesellschaftlichen Normen des Sozialverhaltens an – empfinden tun sie dabei allerdings nichts.

Doch leider spiegelt sich Psychopathie auch oft in ausgesprochen verantwortungslosen und antisozialen Verhaltensweisen wider, was die Betroffenen oft zu Kriminellen macht: 20 bis 30 Prozent der Gefangenen in US-Gefängnissen sind Untersuchungen zufolge Psychopathen, berichten die Forscher. Sie sind also für einen unverhältnismäßig hohen Anteil von Kriminalität und Gewalt in der Gesellschaft verantwortlich.

Wenn Mitleid ausbleibt

An der Studie nahmen 80 Häftlinge im Alter zwischen 18 und 50 Jahren teil, die sich bereiterklärt hatten, an der Untersuchung teilzunehmen. Zuerst stellten die Wissenschaftler durch ein psychologisches Testsystem fest, bei welchen Probanden es sich um Psychopathen handelte. Alle Teilnehmer unterzogen sich dann einer Untersuchung mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT), mit deren Hilfe die Aktivität in bestimmten Hirnbereichen sichtbar gemacht werden kann. Während dieser Hirnscans betrachteten sie Bilder oder Filmaufnahmen von Menschen, denen absichtlich Schmerz zugefügt wurde, oder deren Gesichtsausdrücke Schmerzreaktionen widerspiegelten. Bei normalen Menschen löst dies Emotionen aus, die Aggressionen unterdrücken und zu hilfsbereitem Verhalten führen.

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Die Auswertungen der Ergebnisse zeigten: Im Vergleich zu den als nicht psychopathisch eingestuften Probanden zeigten die Hirnscans der Psychopathen charakteristische Muster der Aktivität in bestimmten Teilbereichen des Gehirns. In Teilen des präfrontalen Cortex, der Amygdala und anderen Hirnregionen zeigte sich geringe Aktivität, im sogenannten Striatum und der Insula dagegen erhöhte. Vom präfrontalen Cortex und der Amygdala sei bereits bekannt, dass sie an der Verarbeitung von Gefühlen und an Entscheidungsprozessen beteiligt sind. Ihre geringere Aktivierung bei Psychopathen erscheint daher sehr plausibel. Doch auch von der Insula ist eine Funktion im Rahmen von Emotionen bekannt. Was die verstärkte Aktivierung dieser Region bedeutet, bleibt aber noch eine offene Frage, sagen die Forscher.

Die Studie sei die erste, die systematisch die Hirnaktivität im Zusammenhang mit Mitgefühl bei Psychopathen untersucht hat, so die Wissenschaftler. Die Ergebnisse tragen somit zum besseren Verständnis dieser schweren Persönlichkeitsstörung bei. Ziel dieser Forschung sei letztlich auch herauszufinden, inwieweit sich Psychopathie überhaupt behandeln lässt, sagen Jean Decety und seine Kollegen.

Jean Decety (Universität Chicago) et al.: JAMA Psychiatry, 24. April 2013 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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