Mit der freundlichen Biene Maja hat die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea) auf den ersten Blick nur wenig gemein. Unter den Bienen flößt diese ungewöhnlich große und dunkle Art durch ihr lautes Brummen anderen Tieren und uns Menschen gehörig Respekt ein. Dabei ist die sanfte Riesin eigentlich ganz harmlos. Nun hat ein Kuratorium sie zur „Wildbiene des Jahres“ 2024 gewählt, um auf ihre besondere Lebensweise aufmerksam zu machen.
Von wegen schwarzgelb geringelt: Die Körper der Holzbienen (Xylocopa) sind mit überwiegend schwarzen Haaren bedeckt und fallen durch ihre bläulich glänzenden Flügel auf. Ihre hierzulande am weitesten verbreitete Vertreterin ist die Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea). Die Weibchen zählen mit zwei bis drei Zentimetern zu den größten Wildbienen in Deutschland. Äußerlich sehr ähnlich sehen die Weibchen der Südlichen Holzbiene (Xylocopa valga) aus, die erstmals 2009 in Deutschland nachgewiesen wurde und sich seitdem ausbreitet. Mit 1,4 bis 1,6 Zentimetern etwas kleiner ist ihre Verwandte, die Kleine Holzbiene (Xylocopa iris), die nur vereinzelt im Elsass und in Baden auftritt.
Blauschwarze Holzbiene breitet sich aus
Ein Kuratorium hat die Blauschwarze Holzbiene nun zur „Wildbiene des Jahres“ 2024 gekürt. Im vergangenen Jahr fiel die Wahl auf die Frühlings-Seidenbiene. Die jährliche Präsentation einer besonders interessanten Art soll Menschen dazu ermuntern, in die Natur zu gehen und diese wichtigen Blütenbestäuber in ihrem Lebensraum zu beobachten. Wer bei seinem Streifzug auf Blauschwarze Holzbienen stößt, kann diesen Fund an das Kuratorium melden und so Wissenschaftlern bei der Dokumentation helfen. Auch wenn die imposante Erscheinung und das laute Brummen der „Jahresbiene“ Respekt einflößen können – Holzbienen zählen zu den sanften Riesen und sind harmlos.
In Deutschland am häufigsten ist die Blauschwarze Holzbiene in Baden-Württemberg zu finden. Im Zuge des Klimawandels hat die wärmeliebende Art in den vergangenen Jahren aber ihr Areal in die nördlichen Bundesländer und bis nach Dänemark ausgedehnt und kommt daher mittlerweile auch deutschlandweit vor. Insgesamt bleiben die für uns Menschen nützlichen Wildbienen jedoch in ihrem Bestand bedroht. Die Blauschwarze Holzbiene wohnt am liebsten auf Streuobstwiesen, kommt aber auch an warmen, sonnigen Orten in Wohngegenden vor, etwa an begrünten Fassaden. Ihre linienförmigen Nester bauen die Weibchen in altes und totes Holz von abgestorbenen Bäumen, Häuserbalken, Zaunpfählen oder Brennholz. Damit die Tiere die Brutzellen ins Holz nagen können, muss dieses ausreichend mürbe, aber noch nicht morsch sein. Weniger wählerisch ist die Blauschwarze Holzbiene beim Futter: Sie bevorzugt zwar Schmetterlings- und Lippenblütler, sammelt aber insgesamt Pollen von über zehn Pflanzenfamilien
Besonderheit bei der Fortpflanzung
Im Spätsommer suchen sich die Männchen und Weibchen einer Holzbienen-Generation ein Überwinterungsquartier in Hohlräumen von Fassaden oder zwischen Mauersteinen. Im darauffolgenden Frühling kommt es zur Paarung und ab Ende April bauen die frisch begatteten Weibchen dann ihre Nester. Innerhalb von nur etwa zwei Monaten entwickeln sich darin die Larven, die von dem zuvor angelegten Vorrat aus Pollen und Nektar leben. Ebenso wie alle solitär lebenden Bienen kommt auch die Blauschwarze Holzbiene beim Nestbau und der Brutversorgung ohne die Mithilfe ihrer Artgenossen aus. Bei den meisten solitären Wildbienen verschließt das Weibchen nach Eiablage den Eingang des Nests und stirbt. Die Blauschwarze Holzbiene bewacht jedoch stattdessen den unverschlossenen Nesteingang und erlebt so das Schlüpfen ihres Nachwuchses. Sie stellt damit eine Besonderheit dar.
Quelle: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart