Blattläuse der Spezies Nipponaphis monzeni sind in der Lage, beschädigtes Pflanzengewebe nachwachsen zu lassen. Die Läuse manipulieren das Wachstum der Pflanze, damit sie einen Auswuchs bildet, der den Läusen als Nest dient. Wird dieses Nest beschädigt, opfern sofort spezialisierte Wächter-Läuse große Mengen Körperflüssigkeit und ihre Beine, um das Loch notdürftig zu verstopfen. Das Pflanzengewebe wächst dann an dieser Stelle wieder zu – selbst dann, wenn das Loch um ein Vielfaches größer ist als der Körper der einzelnen Läuse. Das haben japanische Forscher in Experimenten herausgefunden, in denen sie die Läuse an der Reparatur hinderten. Ohne Reparatur konnten die Nester oft nicht lange überleben.
Bei Beschädigung der Haut verstopft geronnenes Blut die Wunde, um zu verhindern, dass Schmutz eindringt oder noch mehr Blut verloren geht. Dann wird allmählich die zerstörte Haut nachgebildet. Die Laus-Art Nipponaphis monzeni repariert ihr Nest nach einem ganz ähnlichen Prinzip: Mit Hilfe der ausgebrachten Körperflüssigkeit verhärtet das notdürftig geflickte Loch im Nest schnell, wodurch eine Art Schutzkruste entsteht. Danach wächst das Pflanzengewebe langsam nach.
Die Forscher stellten diesen Reparaturmechanismus in verschiedenen Experimenten auf die Probe: Zunächst hinderten sie die Läuse an der Reparatur, indem sie die Körperflüssigkeit sofort wieder entfernten. Die Läuse gaben nach einiger Zeit auf ? das Gewebe wuchs später auch nicht nach. In einem anderen Versuch ließen die Forscher die Läuse das Loch verstopfen, töteten dann aber alle Läuse. Auch in dem Fall regenerierte sich das Gewebe nicht. Daraus schließen die Forscher, dass die Läuse das Nachwachsen des Pflanzengewebes aktiv veranlassen.
Die Aktivität der Läuse erwies sich als sehr wichtig für das Überleben der Nester: Wenn die Forscher die Reparatur verhinderten, war das Nest in der Regel nach einem Monat abgestorben. Reparierte Nester überlebten meistens ? auch wenn die Forscher den Läusen zuvor kamen und das Loch mit Klebstoff verschlossen.
Mayako Kutsukake (National Institute of Advanced Industrial Science and Technology, Tsukuba) et al.: Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, DOI: 10.1098/rspb.2008.1628 ddp/wissenschaft.de ? Martin Rötzschke