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Bestimmte Lebensräume bei Schutzgebieten unterrepräsentiert

Erde|Umwelt

Bestimmte Lebensräume bei Schutzgebieten unterrepräsentiert
Deosai
Deosai-Nationalpark in Pakistan. (Bild: Ch. Hof / TU München)

Schutzgebiete gehören zu den effektivsten Mitteln, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Unter den weltweit geschützten Arealen sind jedoch einige Lebensräume zu wenig vertreten, wie eine Studie zeigt. Demnach sind beispielsweise Gebiete mit hoher Temperatur und geringem Niederschlag bei den Schutzgebieten unterrepräsentiert. Auch die Tiefsee und Meeresbereiche mit einem erhöhten Salzgehalt sollten mehr Beachtung bei der Ausweisung neuer Schutzgebiete bekommen, so die Forscher.

Schutzgebiete sind wichtig für den Erhalt von Artbeständen. Sie sorgen dafür, dass viele Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum nicht verlieren und dienen damit auch dem Schutz gefährdeter Arten sowie der Sicherung der biologischen Vielfalt. Der Umfang des weltweiten Schutzgebietsnetzes nimmt stetig zu. „Das ist aus Sicht des Naturschutzes grundsätzlich erfreulich. Doch ein unkoordiniertes Anwachsen geschützter Flächen weltweit kann zur Vergeudung von Ressourcen führen, wenn nicht darauf geachtet wird, dass möglichst viele verschiedene Artengemeinschaften oder Umweltbedingungen geschützt werden“, sagt Christian Hof von der Technischen Universität München.

200.000 Schutzgebiete untersucht

Ein Forscherteam um Hof hat nun untersucht, ob es Umweltbedingungen gibt, die in bereits bestehenden Schutzgebieten unterrepräsentiert sind. Hierzu werteten sie das derzeitige Schutzgebietsnetz der Welt im Hinblick auf biophysikalische Gegebenheiten aus. Insgesamt wurden in der Studie knapp über 200.000 Schutzgebiete berücksichtigt, die sich größtenteils an Land, teilweise aber auch an Küstengebieten und im Meer befinden. Die Wissenschaftler teilten die Erdoberfläche für ihre Studie in insgesamt fast 600 Millionen Zellen ein und schauten für jede Zelle, ob sie zu einem Schutzgebiet gehört oder nicht.

Wenn die Grenze eines Schutzgebiets durch eine Zelle verlief, wurde sie entsprechend anteilig eingerechnet. So bestimmten die Wissenschaftler, welche Gebiete wie gut geschützt sind. Den Zellen wiesen sie dann ihre biophysikalischen Gegebenheiten zu. An Land waren das jeweils der Jahresdurchschnitt der Temperatur, des Niederschlags und die Höhe über dem Meeresspiegel. Für die marinen Schutzgebiete nahmen sie die Tiefe und den Jahresdurchschnitt der Temperatur und des Salzgehalts an der Oberfläche als Referenz. So konnte das Team letztlich berechnen, welche Umweltbedingungen wie oft in Schutzgebieten vorkommen.

Lücken bei heißen und trockenen Lebensräumen

Das Ergebnis zeigt, dass auf dem Land besonders Bereiche mit hohen Temperaturen sowie niedrigem Niederschlag bei den weltweiten Schutzgebieten unterrepräsentiert sind. „Bedingungen, wie sie in der Sahara oder auf der Arabischen Halbinsel herrschen, sind unserer Studie zufolge also bisher wenig geschützt“, sagt Erstautor Mathias Biber, ebenfalls von der TU München. Die verschiedenen Höhenlagen waren laut der Untersuchung dagegen recht gleichmäßig vertreten. Nur Gebiete oberhalb von 4.000 Metern sind im Verhältnis zu ihrem Vorkommen noch zu wenig geschützt.

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Da es im Gegensatz zur ozeanischen Gesamtfläche nicht so viele Meeresschutzgebiete gibt, waren die Zahlen hier nicht so eindeutig wie bei den terrestrischen Lebensräumen. Die Wissenschaftler fanden jedoch, dass Gebiete mit mittlerem und besonders hohem Salzgehalt sowie die Tiefsee bei Schutzgebieten unterrepräsentiert sind. „Gerade die biologische Vielfalt der Tiefsee kennen wir noch viel zu wenig. Da unsere Studie nun einen mangelnden Schutz dieses Lebensraums zeigt, heißt dies, dass ein weithin unerforschter Lebensraum durch menschliche Nutzung oder Schadeinwirkungen auch verloren gehen könnte“, so Biber.

Schutzgebietsnetz für optimale Vielfalt

„Für den Erhalt der biologischen Vielfalt ist die Gestaltung von Schutzgebietsnetzwerken von größter Bedeutung“, erklärt Hof. „Weil wir teilweise gar nicht wissen, welche Arten wir in Gebieten wie der Tiefsee oder in der Wüste noch nicht entdeckt haben und wie diese und andere Arten auf den Klimawandel reagieren werden, ist es wichtig, dass wir nicht nur einige Gebiete mit hoher Artenvielfalt schützen. Vielmehr sollten wir ein möglichst resilientes Schutzgebietsnetzwerk aufbauen, welches auch in Zukunft für alle möglichen Umweltbedingungen und somit alle potentiellen Lebensräume ein Refugium bietet.“

Die Studie bietet laut den Forschern einen guten Einblick in die aktuelle Lage der weltweiten Naturschutzgebiete. Die Erkenntnisse könnten des Weiteren dabei helfen, bei der Wahl neuer Schutzgebiete besser zu priorisieren, wodurch sich die Wissenschaftler die Entwicklung eines effizienten und gut koordinierten Netzes an geschützten Lebensräumen erhoffen.

Quelle: Technische Universität München, Fachartikel: Conservation Biology, doi: 10.1111/cobi.13822

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