Doch die Auswirkung dieser Great Depression auf die Gesundheit der Menschen verhielt sich genau entgegengesetzt, wie man heute intuitiv annehmen würde, erklären die Wissenschaftler: Die Sterblichkeit in allen Altersstufen sank in den extremen Krisenjahren zwischen 1930 und 1933 ab, die Lebenserwartung stieg an, belegen die Zahlen der Forscher. Einzig bei der Selbstmordrate verzeichnen die Wissenschaftler einen Anstieg, was jedoch mit einem Anteil von zwei Prozent an allen Sterbefällen kaum ins Gewicht fällt.
Die Sozialwissenschaftler erklären dieses unerwartete Phänomen mit den gesundheitlich belastenden Folgen einer florierenden Wirtschaft ? gerade in dieser Zeit, in denen Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz und Arbeitsschutz in der Industrie noch keinen Stellenwert besaßen: So seien in den Jahren schnellen wirtschaftlichen Wachstums vor der Krise Arbeitsunfälle viel häufiger gewesen, sagen die Wissenschaftler. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen als typische Folgen von chronischem Stress, Schlafmangel infolge Schichtarbeit, starkem Rauchen und Alkoholkonsum traten häufiger auf als während der Krisenjahre. Zudem war in den Boomjahren der soziale Zusammenhalt in der Familie häufig schlechter, worunter unter anderem die Pflege älterer Menschen gelitten habe.
Die Forscher betonen jedoch, dass es sich bei dem beobachteten Zusammenhang lediglich um kurzzeitige Phänomene handelt. Generell behalte der in vielen Analysen bestätigte Grundsatz seine Gültigkeit, nach dem eine florierende Volkswirtschaft in der Regel auf lange Sicht auch gesündere Menschen hervorbringt.