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Bedrohte Bonobos im Kongo gehören drei Populationen an

Tierschutz

Bedrohte Bonobos im Kongo gehören drei Populationen an
Bonobo-Familie
Bonobos leben in engen sozialen Beziehungen, aber nur kleinen Populationen zusammen. © Martin Surbeck

Bonobos zählen zu unseren nächsten lebenden Verwandten. Die nur im Kongo vorkommenden Menschenaffen sind vom Aussterben bedroht, weil ihr Lebensraum begrenzt und die Population klein ist. Doch Bonobo ist nicht gleich Bonobo: Bei der ohnehin geringen Zahl an Individuen handelt es sich obendrein um mindestens drei genetisch verschiedene Gruppen, wie Anthropologen mithilfe von Erbgutanalysen herausfanden. Das unterteilt die Bonobos in noch kleinere und damit gefährdetere Populationen und erschwert den Schutz dieser Art.

Bonobos (Pan paniscus) sind dem Menschen extrem ähnlich: Nur ein Prozent unserer Gene unterscheidet sich voneinander. Damit zählen die Menschenaffen zusammen mit den Schimpansen (Pan troglodytes) zu unseren nächsten Verwandten. Bekannt sind Bonobos unter anderem für ihr harmonisches und friedliches Wesen, für ihre engen Beziehungen und dafür, dass sie soziale Konflikte in ihren Gruppen mittels Sex lösen. Für Aufsehen sorgen die Bonobos aber auch, weil sie laut der Weltnaturschutzunion IUCN vom Aussterben bedroht sind. Sie kommen ausschließlich im Kongobecken in der Demokratischen Republik Kongo vor. Schätzungen zufolge leben dort noch etwa 20.000 Individuen in freier Wildbahn. Um diese zu schützen, wäre es jedoch hilfreich, ihren Bestand genauer zu kennen.

Genomanalysen enthüllen drei Bonobo-Gruppen

Ein Team um Sojung Han von der Universität Wien hat daher nun untersucht, ob es sich bei den noch lebenden Bonobos um eine einzige homogene Art handelt oder um unterschiedliche Unterarten mit noch kleinerem Bestand. Dafür analysierten die Forschenden das Erbgut von insgesamt 30 Bonobo-Individuen aus überwachten Reservaten sowie die mütterlich vererbte mitochondriale DNA von 136 wildlebenden Exemplaren.

Die Anthropologen fanden heraus, dass tatsächlich drei Gruppen von Bonobos existieren, die genetisch verschieden sind. „Wir konnten nachweisen, dass die Unterschiede zwischen diesen Populationen ebenso groß sein können wie jene zwischen verschiedenen Unterarten von Schimpansen“, berichtet Han. „Die Daten zeigen zudem, dass sich die verschiedenen Bonobo-Gruppen bereits vor bis zu 145.000 Jahren genetisch voneinander trennten.“ Die neu identifizierten Bonobo-Typen stammen wahrscheinlich aus drei unterschiedlichen Regionen im Westen und Zentrum des Kongos, deren Gebiete zeitweise räumlich isoliert waren, wie die Vergleiche ergaben. Möglicherweise gibt es im Osten des Kongo weitere Untergruppen, vermuten Han und ihre Kollegen.

Kleine Populationen sind anfälliger

Darüber hinaus konnten die Forschenden nachweisen, dass die Bonobo-Population vor der Aufspaltung in drei Gruppen ebenfalls aus nur rund 23.000 Individuen bestanden. Damals wie heute lebten Bonobos demnach immer in sehr kleinen Populationen mit nur wenigen Exemplaren. Eine der heutigen genetischen Untergruppen besteht sogar aus nur rund 3000 Tieren. Bonobos gehören demnach zu den Menschenaffen, die die kleinsten Populationen bilden – „vergleichbar nur mit Berggorillas und Tapanuli-Orang-Utans mit 2200 beziehungsweise 2500 Gruppenmitgliedern“, so das Team.

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Das macht sie allerdings anfälliger für Inzucht, was die genetische Vielfalt senkt und zu Reproduktionsproblemen führen kann. Die Bonobos sind dadurch noch stärker vom Aussterben bedroht als bisher angenommen. Bei Schutzmaßnahmen, die darauf abzielen, ihre Art zu erhalten, sollte nach Ansicht des Teams daher künftig berücksichtigt werden, dass es sich um drei unterschiedliche Gruppen handelt. Die jeweiligen Populationen sollten beispielsweise ausreichend Lebensraum erhalten.

Quelle: Universität Wien; Fachartikel: Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2024.09.043

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