Zigarettenrauch belastet die Raumluft nicht nur mit Nikotin und Teer, sondern auch mit großen Mengen so genannter Endotoxine. Schwedische Wissenschaftler haben bis zu 120fach erhöhte Konzentrationen dieser schädlichen Substanzen in einem Raum gemessen, in dem vorher geraucht worden war. Über ihrer Ergebnisse berichten die Forscher um Lennart Larsson von der Universität in Lund in der Fachzeitschrift Indoor Air (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1111/j.1600-0668.2004.00290.x).
Endotoxine sind Bestandteile der Zellwand vieler Bakterienarten und kommen in geringen Mengen praktisch überall in der Atemluft vor. Sie sind in diesen Konzentrationen praktisch unschädlich, können jedoch in höheren Dosen Fieber, Blutveränderungen sowie Gefäß- und Atemwegsentzündungen hervorrufen. Bereits in früheren Studien hatte es Hinweise darauf gegeben, dass Zigarettenrauch größere Mengen Endotoxine enthalten könnte. Um diese Vermutung zu überprüfen, simulierten Larsson und seine Kollegen sowohl aktives als auch passives Rauchen. Bei der anschließenden Analyse des Zigarettenrauchs und der Raumluft fanden die Forscher extrem stark erhöhte Konzentrationen der bakteriellen Substanzen.
Die Endotoxine in den Zigaretten stammen wahrscheinlich von Bakterien, die auf und in der Tabakpflanze leben, schreiben die Forscher. Sie vermuten, die große Menge der aggressiven Stoffe könnte ein wesentlicher Grund dafür sein, warum Raucher so häufig Atemwegsbeschwerden haben. In weiteren Studien wollen die Wissenschaftler nun untersuchen, ob sich die Endotoxine an Staubpartikeln festsetzen und wie Belüftungssysteme die Konzentration der Substanzen beeinflussen können.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel