Die meisten Lebewesen passen ihr Verhalten an den Tag-Nacht-Rhythmus an – das gilt auch für Pflanzen. Die Untersuchung des “grünen Schlafs” hat bereits eine lange Tradition: Schon der Naturforscher Carl von Linné (1707 bis 1778) beobachtete, dass sich Blumen sogar in einem dunklen Keller dem Tag-Nacht-Rhythmus folgend öffnen und schließen. Charles Darwin (1809 bis1882) stellte dann fest, dass Pflanzen über Nacht ihre Blätter und Stängel hängen lassen und bezeichnete diese Veränderung als “Schlaf”. Doch lange wurden derartige Beobachtungen nur an kleinen, in Töpfen gezogenen Pflanzen gemacht – niemand wusste, welches Schlafverhalten große Bäume zeigen, betonen die Forscher um Eetu Puttonen vom Finnish Geospatial Research Institute.
Schlafende Birken im Blick von Laserscannern
Um dieser Frage nachzugehen, nutzen er und seine Kollegen Laser-Scanner-Technik. Im Gegensatz zu Licht-Aufnahmen stören Laserscans die Pflanze nur minimal, erklären sie. Ihre Scanner verwenden Infrarotlicht, das von den Blättern reflektiert wurde. Einzelne Punkte auf der Pflanze wurden dabei nur für Sekundenbruchteile angestrahlt. Mit dieser Laserscan-Technik kann ein voll ausgewachsener Baum innerhalb von Minuten abgebildet werden, mit einer Auflösung von weniger als einem Zentimeter. Auf diese Weise entwickelten die Forscher Zeitserien-Aufnahmen ihrer botanischen Probanden. Einer der Test-Bäume wurde in Finnland beobachtet, der andere in Österreich. Beide Versuche fanden nahe an der Tag-Nacht-Gleiche statt, unter ruhigen Wetterbedingungen, ohne Wind und Tau.
“Unsere Resultate zeigen, dass der ganze Baum in der Nacht zusammensinkt, was man als Positionsänderung der Blätter und Äste messen kann”, berichtet Puttonen. Die Blätter und Zweige sinken dabei kontinuierlich nach unten und erreichen ihre tiefste Position einige Stunden vor Sonnenaufgang. Die Positionsänderungen betragen dabei bis zu 10 Zentimeter. Am Morgen kehren Blätter und Zweige dann wieder zu ihrer ursprünglichen Position zurück. Ob sie dabei von der Sonne “aufgeweckt” werden oder durch ihre eigene innere Uhr, ist nun noch eine offene Frage.