Austernfischer, die sich scheiden lassen, haben größere Chancen auf einen sozialen Aufstieg als ihre zurückbleibenden Partner. So bekommen die scheidungsfreudigen Vögel ? meist die Weibchen ? leichter einen besseren Nistplatz und bis zu zwanzig Prozent mehr Nachkommen. Das berichten Schweizer Forscher in der Fachzeitschrift Animal Behaviour (Bd. 66, S. 175).
Über acht Jahre hinweg untersuchten Dik Heg von der Universität in Bern und seine Kollegen das Trennungsverhalten der Austernfischer. Trennte sich ein Vogelpärchen, hatte der Partner, der die Scheidung initiiert hatte, eindeutig die Vorteile auf seiner Seite. Sein sozialer Status war gesichert oder stieg sogar noch an, während der Status des verlassenen Partners deutlich abnahm.
Entscheidend bei der Trennung sei auch die Umgebung, berichten die Wissenschaftler. So war die Scheidungsrate an Brutplätzen von niedriger Qualität höher als an guten Niststellen. Demnach verlassen die Tiere also offenbar ihre Partner, wenn sie wenig zu verlieren und viel zu gewinnen haben. Diese Ergebnisse stützen zudem die Theorie, dass Vögel sich trennen, um ihre Reproduktionsrate zu steigern.
Im Gegensatz zu anderen Vogelarten sind die Austernfischer für derartige Verhaltensstudien gut geeignet, da sich klar bestimmen lässt, welcher Partner das Nest zuerst verlässt. Mit ihrer Scheidungsrate von acht Prozent sind sie allerdings insgesamt relativ treu.
ddp/bdw ? Stefanie Offermann