Ähnliche Bilder im Zoo. Im Sealife Aquarium. Auf dem Spielplatz. Bei Hochzeiten. Überall klickende Menschen, die statt ihrer eigenen Augen Objektive scharf stellen. Die Krankheit ist ansteckend, heißt Dokumentationswahn und ist eng verwandt mit der Wahnvorstellung der ständigen Erreichbarkeit. Beiden Erregern ist nur noch mit dem Aus-Knopf beizukommen.
Dem Dauerklicken steht die Arbeit des Naturfotografen entgegen, egal, ob es seine Profession oder sein Hobby ist. Er weiß, dass ihm nur gute Aufnahmen gelingen, wenn er seine Sinne zuvor auf Empfang gestellt hat, wozu es Konzentration und Kontemplation braucht. Die grandiosen Bilder eines Edvard Koinberg beispielsweise sind nicht möglich ohne die aufrichtige Bewunderung für seine Objekte. Die Naturfotografie lebt vom geduldigen Ansitzen, von der Aufmerksamkeit, vom Harren und Warten auf den rechten Moment.
Mit diesem Heft kommt hoffentlich der Sommer zu Ihnen. Legen Sie sich in die Wiese und schauen Sie der Biene einfach mal zu, bevor Sie sie filmen. Dann werden Sie das haarige Tierchen trotz Stachels lieb gewinnen und schützen. Die Bienen haben es bitter nötig.
Ihre
Ilona Jerger, Chefredakteurin