Die RNA ist eine exakte Abschrift der Desoxyribonukleinsäure (DNA) und dient dazu, die genetische Information, die auf der DNA gespeichert ist, in Proteine zu übersetzen. Normalerweise wird die Erbinformation nur in Form der DNA an die nächste Generation weitervererbt. Rassoulzadegan und seine Kollegen stellten nun jedoch fest, dass zumindest bei Mäusen auch RNA als Träger der genetischen Information dienen kann. Die Forscher untersuchten Mäuse mit einer veränderten Version des Gens “Kit?. Diese Tiere zeichnen sich im Gegensatz zu ihren Artgenossen durch weiße Punkte auf ihren Schwänzen und einer geringeren Aktivität des Kit-Gens aus. Als die Forscher die Mäuse mit Tieren kreuzten, die zwei normale Kit-Allele hatten, zeigten die Nachkommen die gleichen Merkmale wie ihre Eltern mit der veränderten Kit-Variante ? selbst wenn sie zwei normale Kit-Allele geerbt hatten. Zudem gab es in den Vorgängerzellen der Spermien männlicher Jungtiere besonders viele RNA-Moleküle.
Es sei möglich, so Rassoulzadegan, dass diese RNA bei der Befruchtung in die nächste Generation übertragen werde und zu den weißgefleckten Schwänzen führe. Tatsächlich entwickelten sich denn auch aus befruchteten Eiern, in welche die Forscher veränderte Kit-RNA gespritzt hatten, viele Jungtiere mit weißen Flecken auf den Schwänzen, die später Nachkommen mit ebenfalls weißen Flecken auf den Schwänzen warfen. Laut den Wissenschaftlern legen die RNA-Moleküle, die sich in den Spermien ansammeln, in den nachfolgenden Generationen die normale Aktivität des Kit-Gens durch die so genannte RNA-Interferenz still, weshalb es zur Ausbildung von weißgefleckten Schwänzen komme.