Grüne Korridore in der Stadt, die Biotope, Parks und Grünanlagen miteinander verbinden, leisten vermutlich keinen so großen Beitrag zur Artenvielfalt bei Pflanzen, wie bisher angenommen. Das haben britische Wissenschaftler bei der Untersuchung von Grünflächen in den britischen Großstädten Birmingham, Wolverhampton und Dudley herausgefunden. Die Ansicht, Pflanzen bräuchten solche Korridore um sich im städtischen Umfeld auszubreiten, ist nach Ansicht des Forschers Mark Hill vom britischen Centre for Ecology and Hydrology nichts als ein “urbaner Mythos”.
Der Wissenschaftler und seine Kollegen von der
University of Birmingham prüften das Vorkommen von Blumen, Gräsern und Farnen auf 50 Brachflächen in den drei Großstädten. Sie verglichen ihre Ergebnisse mit der Pflanzenvielfalt von Grünzügen, so genannten grünen Korridoren, die Parkanlagen, Friedhöfe, Sport- und Spielflächen sowie Kleingärten miteinander vernetzen.
“Wir fanden keinen Beweis, dass die Pflanzenvielfalt in oder nahe der Grünkorridore größer war”, berichtet Hill. “Stadtökologen, die den botanischen Reichtum erhöhen wollen, sollten nicht davon ausgehen, dass sich die Pflanzen entlang der Korridore ausbreiten.” Ökologisch sinnvoller sei es, Industriebrachen nicht sofort wieder zu überbauen, sondern der Pflanzenwelt zu überlassen. Grüne Korridore spielten als Naherholungsflächen für Menschen in Städten dennoch eine wichtige Rolle, so Hill.
In einer weiteren Studie sammelte ein Team um den Forscher Andrew Pullin von der School of Biosciences an der University of Birmingham Daten über die Verbreitung von Schmetterlingen, Mäusen und Käfern in den grünen Korridoren. Erste Forschungsergebnisse zeigen offenbar, dass die Korridore auch nicht zur Artenvielfalt bei Tieren beitragen.
Almut Bruschke-Reimer