Arbeitslosigkeit hinterlässt bleibende Spuren im Gemüt Betroffener. Auch wenn sie längst wieder in Lohn und Brot sind, fühlen sie sich weniger zufrieden als vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Das berichten Psychologen in der Fachzeitschrift Psychological Science (Bd. 15, Nr. 1). Sie widersprechen damit den Vorhersagen psychologischer Theorien über das subjektive Wohlbefinden.
Richard Lucas von der Universität Michigan und seine Kollegen untersuchten die Daten einer Langzeitstudie, an der mehr als 24.000 Deutsche über 15 Jahre hinweg teilnahmen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Erfahrung von Arbeitslosigkeit die Zufriedenheit eines Menschen auf Dauer trübt. Selbst ein neuer Job führt nicht zum früheren Wohlbefinden zurück. Und wer ein zweites Mal die Arbeit verliert, den trifft es genau so hart wie beim ersten Mal. Auch dies widerspricht früheren Annahmen, nach denen Erfahrung die Härte des Erlebnisses abzumildern vermag.
Bislang gingen Psychologen davon aus, dass Menschen nach einem tiefgreifenden Ereignis wie Arbeitslosigkeit zwar unzufriedener sind als vorher, nach einiger Zeit aber wieder zu dem vorherigen Grad an Zufriedenheit zurückkehren. Das subjektive Wohlbefinden eines Menschen bliebe demnach über das ganze Leben hinweg in etwa auf dem gleichen Niveau. Dieses wird durch seine Persönlichkeit bestimmt und von seinen Erlebnissen nicht bleibend beeinflusst. Lucas und seine Kollegen dagegen konnten zeigen, dass nicht allein die Persönlichkeit eines Menschen bestimmt, wie zufrieden er mit seinem Leben ist.
ddp/bdw ? Katharina Vogelmann