Vor allem Asien und dort besonders China deckt den Nahrungsbedarf der wachsenden Bevölkerung zunehmend durch Aquakultur. Auch Südamerika und Afrika bauen mittlerweile kräftig aus. Im europäischen Raum wird Aquakultur hauptsächlich in Norwegen betrieben.
Umweltschützer kritisieren eine Reihe ökologischer Auswirkungen der
Aquakultur: Insbesondere Futter für Raubfische enthalte große Mengen Fischmehl und Fischöl zur Erhöhung des Proteingehalts laut Greenpeace verbraucht die Produktion von einem Kilo Thunfisch bis zu 20 Kilo anderer Fische. Ein weiterer Kritikpunkt ist der Verbrauch von Frischwasser zum Befüllen von Zuchtbecken. In natürlichen Gewässern belastet zu enge Fischhaltung durch Ausscheidungen und Sauerstoffverbrauch die Umgebung. Das kann ganze Biotope abtöten. Enge Schwärme sind zudem ein Herd für Krankheiten und Parasiten, die sich auf freie Tiere übertragen und den Einsatz von Antibiotika nötig machen.
Die Tiere nicht zu eng zu pferchen, löst einige dieser Probleme.
Beeinträchtigt der Verbrauch von Wasser und Fischmehl die Nachhaltigkeit der Aquakultur? Volker Hilge leitet die Außenstelle für Aquakultur des Johann-Heinrich-von-Thünen-Instituts für Fischereiökologie in Ahrensburg. Er hält den Bedenken den technischen Fortschritt entgegen: “Das Wasser in Süßwasserzuchten wird mittlerweile wiederverwendet. In dänischen Lachszuchten wird 90 Prozent des Wassers rezirkuliert, nur zehn Prozent ist Frischwasser. Durch die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte erhalten wir außerdem mit derselben Wassermenge zwanzigmal mehr Fisch”, erklärt der Wissenschaftler. Erreicht werde diese Effizienz durch Verbesserungen von Management und Hygiene und dem Einsatz von technischem Sauerstoff. Auch die Qualität des Ablaufwassers sei aufgrund besserer Futterzusammensetzung gestiegen. “Durch die Weiterentwicklung von Futter haben wir heute 70 Prozent weniger Ausscheidungen im Wasser”, zieht Hilge Bilanz.
Ausgeklügelte Rezepte reduzieren auch die nötige Futtermenge. Musterbeispiel ist auch hier der Lachs: In modernen Zuchten kommt auf ein Kilo Lachs selten mehr als ein Kilo Futter – manchmal sogar weniger. Während die Tiere früher vorwiegend Fischmehl erhielten, besteht heute ein Großteil des Futters aus pflanzlichen Stoffen. Nebenbei sind die meisten Tiere in Fischzuchten ohnehin Vegetarier.
Marc Nolting betreut bei der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) die Bereiche Fischerei und Aquakultur. Auch er ist zuversichtlich, warnt aber vor Verallgemeinerung: “Man muss zwischen Zuchtmethoden und Tierarten unterscheiden. Die Lachszucht ist hochoptimiert, dagegen ist beispielsweise Thunfischzucht sehr ineffizient, da dort Fische beziehungsweise Fischabfälle verfüttert werden. Prinzipiell kann Aquakultur die Versorgungslücke schließen und auch nachhaltig gestaltet werden. Für die Schritte zur Nachhaltigkeit sind jedoch strenge Auflagen unvermeidlich”, fordert Nolting. Darum würden zur Zeit Standards und Zertifizierungsverfahren entwickelt. Daran ist auch die GTZ beteiligt, unter anderem auch an der Entwicklung sogenannter Metastandards, die ökologische, soziale und ökonomische Minimalanforderungen festlegen, auf denen beispielsweise private Öko-Zertifikate aufbauen können.
Abgesehen vom menschlichen Verzehr können gezüchtete Fische auch helfen, um natürliche Bestände wieder aufzubauen. Nolting: “Das ist natürlich eine große Chance für die Aquakultur, solange dieses sogenannte Restocking kontrolliert und mit biologischem Verständnis geschieht und in ein entsprechendes Fischereimanagement eingebunden ist.” Vorsicht sei durchaus angebracht entflohene Zuchtfische stören oft Ökosysteme und vertreiben einheimische Arten.
Aquakultur bietet damit die Möglichkeit, den Menschen auf umweltverträgliche Weise mit Fisch zu versorgen. Es liegt an der Politik, entsprechende Auflagen durchzusetzen und am Verbraucher, ökologisch vertretbare Produkte zu fördern. Verbände wie Bioland und Naturland zertifizieren bereits Fisch aus ökologischer Aquakultur eine gesetzliche Bio-Kennzeichnung existiert derzeit jedoch noch nicht.