Ein Hormon, das normalerweise den Appetit regelt, lässt auch Wunden schneller heilen. Wissenschaftler am neu gegründeten Pharmazentrum des Frankfurter Universitätsklinikums wollen schon bald mit ersten Tests am Menschen beginnen. Der Pharmakologe Prof. Josef Pfeilschifter berichtet am Dienstag von Versuchen an Mäusen, deren Wunden nach Bestreichen mit dem Hormon Leptin um 30 Prozent schneller heilten.
Leptin ist ein Hormon, das nach dem Essen gebildet wird und dem Körper ein Sättigungsgefühl vermittelt. Ist die Leptin-Produktion gestört kann das zu Übergewicht führen. Leptin war daher lange als Substanz zur Behandlung von Übergewichtigen im Gespräch. Die Forschungen hätten jedoch zu keinem greifbaren Erfolg geführt, berichtete Pfeilschifter. Eine Arbeitsgruppe in Frankfurt habe dagegen eine andere Wirkung des Hormons entdeckt: Leptin stimuliert auch die Neubildung von Gefäßen und beschleunigt so die Wundheilung.
Bei bestimmten Mäusen, die grundsätzlich kein Leptin bilden können, heilten Wunden auf dem Rücken statt in sechs bis acht Wochen bereits in vierzehn Tagen, wie Pfeilschifter berichtet. Bei normalen Mäusen konnte die Heilungszeit durch Auftupfen von Leptin auf die Wunden um 30 Prozent verkürzt werden. Das Team am Pharmazentrum will nun “möglichst schnell” mit Tests an Menschen beginnen. Dazu benötige man jedoch zunächst einen Partner aus der Industrie. Stünden ausreichende Mittel zur Verfügung, könnten erste Test in einem halben Jahr beginnen, sagte Pfeilschifter.
dpa