Eidechsen kündigen wichtige Botschaften mit Hilfe ihres auffälligen Kehlsacks an. Durch dieses Signal ziehen sie die Aufmerksamkeit ihrer Artgenossen auf sich und beginnen erst danach mit der Übertragung der eigentlichen Mitteilung. Dabei beobachten die Tiere ihre Umgebung: Nur bei störenden Umwelteinflüssen setzen sie ihre Kehlfalte ein, um sich von den Störsignalen abzuheben. Das haben die Biologen Terry Ord von der Harvard-Universität und Judy Stamps von der Universität von Kalifornien in Davis mit Hilfe eigens konstruierter Robotereidechsen herausgefunden.
Die in Puerto Rico lebenden
Weißlippenanolis (Anolis gundlachi) kommunizieren mit ihren Artgenossen nur über visuelle Signale. Dabei setzen die Männchen ein für diese Art typisches Bewegungsmuster ein: Es besteht aus liegestützartigen Wippbewegungen des Körpers und aus Kopfnicken. Die Männchen verwenden diese Körpersprache, um Kontrahenten auf ihr Revier hinzuweisen und um Weibchen anzulocken. Um die für die lautlose Kommunikation notwendige Aufmerksamkeit zu erzielen, können die männlichen Tiere eine farbige Kehlfalte aufstellen, erklären die Biologen. Bisher war ein einleitendes Alarmsignal vor wichtigen Nachrichten nur von Vögeln bekannt, sagt Terry Ord.
Anders als bei Untersuchungen von akustischen Alarmsignalen im Tierreich konnten die amerikanischen Biologen hier nicht auf Aufnahmen von Tierlauten zurückgreifen, um das Verhalten der Eidechsen zu studieren. Die Forscher verwendeten daher lebensechte Nachbildungen der Tiere, mit denen sie die Körpersprache der natürlichen Vorbilder nachahmen konnten. Dazu programmierten sie Bewegungsabläufe, die dann von den künstlichen Eidechsen ausgeführt wurden. Zum Repertoire der Roboter gehört das Wippen mit allen vier Beinen ebenso wie das Aufstellen einer gelben Kehlfalte.
Die Forscher notierten über 300 Reaktionen der echten Eidechsen auf ihre mechanischen Artgenossen und stellten dabei fest, dass sowohl die Kehlfalte als auch die typische Wippbewegung nur bei schlechten Lichtverhältnissen oder weit entfernten Artgenossen eingesetzt wird. Auch die Geschwindigkeit der Roboterbewegungen hatte eine Auswirkung: Je schneller der Roboter wippte und seine Kehlfalte aufstellte, umso rascher orientierten sich die Konkurrenten in Richtung des Roboters. Die schnelleren Bewegungen sind eigentlich nicht typisch für die Eidechsenart, erklärt Ord. Dennoch reagierten die Tiere darauf, was die die These der Wissenschaftler untermauert, nach der jede schnelle Bewegung Aufmerksamkeit erregen kann.
Terry Ord (Harvard University, Cambridge) et al.: PNAS, Bd. 105, S. 18830 ddp/wissenschaft.de ? Stefan Pröll