Selbst nach dem sie um die halbe Welt geschwommen sind, paaren sich Aale am liebsten mit Artgenossen aus ihrer Heimat. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher des Berliner Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie. In Zusammenarbeit mit kanadischen Forschern untersuchten sie verschiedene Aalpopulationen.
Jedes Jahr ziehen Aale aus Europa, Nordafrika und Nordamerika zur Paarung ins Sargassomeer ? einem atlantischen Becken an der amerikanischen Ostküste. Bislang dachte man, dass es dort zu einem regen Genausautsch zwischen Aalen aus der ganzen Welt kommt. Um die tatsächlichen Verwandtschaftsverhältnisse zu klären, analysierten die Forscher nun bestimmte Teile des Erbguts von Aalpopulationen aus verschiedenen Regionen. Sie fanden heraus, dass die untersuchten Abschnitte im Erbgut sich umso mehr glichen, je näher die Herkunftsregionen der Fische beieinander lagen.
Den Grund für die Vorliebe der Aale, sich mit Artgenossen ihrer Heimat zu paaren, sehen die Forscher im unterschiedlichen Timing der Fische. Je nach Herkunftsregion brauchen die Aale für ihre Reise ins Sargassomeer unterschiedlich lang. Aale aus Norwegen kommen beispielsweise erst dann im Paarungsgebiet an, wenn ihre französischen Artgenossen schon längst abgelaicht haben. Es bleibt ihnen daher gar nichts anderes übrig, als sich wieder mit ihren nordeuropäischen Vettern einzulassen.
Irina Lorenz-Meyer