Der Trend ist nicht mehr zu übersehen: Jahr für Jahr steigen nicht nur die globalen Temperaturen, immer häufiger erleben wir auch dramatische Wetterkatastrophen. Allein das Jahr 2017 brachte den USA gleich mehrere “Superstürme” mit Rekordregenfällen und starken Winden, in Bezug auf Wetter- und Klimakatastrophen war dies das teuerste Jahr ihrer Geschichte. In Asien setzte währenddessen ein ungewöhnlich starker Monsun ganze Gebiete unter Wasser. Und auch Europa war von Wetterextremen betroffen: Frankreich erlebte einen der schwersten Starkregenfälle seiner Geschichte und Portugal und Italien litten unter Rekordtrockenheit, wie die World Meteorological Organization (WMO) ergaben. Aber ist dies nur ein Einzelfall – oder eine natürliche Schwankung? Inzwischen sprechen zahlreiche Studien dafür, dass das nicht so ist. Stattdessen mehren sich die Belege dafür, dass Dürren, Starkregen und Hitzewellen zunehmen und dass der anthropogene Klimawandel daran schuld ist. Ohne ihn, da sind sich die Klimaforscher einig, wären solche Wetterextreme deutlich seltener und würden milder ausfallen.
Doch was bedeutet dies für unsere Zukunft? Beim Klimaabkommen von Paris hat sich die Staatengemeinschaft darauf geeinigt, die globale Erwärmung auf 1,5 bis maximal 2 Grad gegenüber den präindustriellen Werten zu beschränken – auch, um die Wetterextreme auf einem noch verträglichen Maß zu halten. Doch bisher stagniert der weltweite Klimaschutz. Selbst die in Paris eingereichten nationalen Selbstverpflichtungen der Länder reichen bestenfalls für eine Begrenzung auf drei Grad Erwärmung, falls sie überhaupt eingehalten werden. Aus diesem Grund haben Noah Diffenbaugh von der Stanford University und seine Kollegen jetzt untersucht, welche konkreten Folgen sowohl das Erreichen des Pariser Klimaschutzziels als auch sein Überschreiten um ein Grad für die künftigen Wetterextreme haben wird. Für ihre Studie nutzten sie eine Kombination von Klimamodellen und historischen Daten, um jeweils zu simulieren, wie sich die Extreme mit und ohne die menschengemachte Erwärmung entwickeln werden.
Mehr Extremwetter selbst bei zwei Grad
Das Ergebnis: Obwohl sich die Mitteltemperaturen beider Szenarien nur um ein Grad unterscheiden, wirkt sich dies deutlich auf die Wetterextreme aus. Erreicht die Erwärmung drei Grad, dann könnten tropisch-heiße Nächte und Rekordtemperaturen in der Hälfte Europas um mehr als das Fünffache zunehmen, so die Forscher. In Ostasien wäre immerhin ein Viertel der Landfläche von einem solchen Anstieg der Hitzewellen betroffen. Ähnlich groß ist die Veränderung bei den Niederschlagsextremen: “Schon jetzt haben 70 Prozent Europas, Nordamerikas, Ostasiens und Australiens ein höheres Risiko für Starkregen und Tage mit Rekordniederschlägen”, berichten Diffenbaugh und seine Kollegen. “Doch bei zwei bis drei Grad Erwärmung werden sich diese Ereignisse gegenüber heute verdreifachen.” Im Mittelmeergebiet, Südostasien und den Süden Afrikas und Südamerikas dagegen sagen die Modelle zunehmend längere Trockenphasen voraus.
“Diese wirklich starken Zunahmen solcher Rekord-Extreme könnten vermieden werden, wenn die Welt es schafft, die Ziele des Pariser Abkommens einzuhalten”, sagt Diffenbaugh. Allerdings: Selbst wenn es gelänge, die Erwärmung auf unter zwei Grad zu beschränken, sind die Aussichten nicht unbedingt rosig. “Wir werden auch dann in einem Klima leben, in dem die Wahrscheinlichkeit für bisher nie dagewesenen Extreme größer ist als heute.” Den Modellen nach könnte das Risiko für Hitzeextreme aber dann wenigstens unter einer dreifachen Steigerung bleiben und es wären weniger Gebiete betroffen. “Die gute Nachricht ist zudem, dass wir nicht stillsitzen und auf die Wetterkatastrophen warten müssen”, betont Diffenbaugh. “Solche Prognosen können uns jetzt dabei helfen, uns gegen die kommenden Veränderungen zu wappnen und entsprechend vorzubereiten.”
Quelle: Noah Diffenbaugh (Stanford University) et al., Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.aao3354
© wissenschaft.de – Nadja Podbregar