In den Flüssen, aus denen der berühmte Tyrannosaurier „SUE“ vor 67 Millionen Jahren trank, schwammen offenbar Haie: In archiviertem Restgestein, in dem die Knochen des T. rex Fossils SUE gesteckt haben, hat ein Paläontologenteam kurios geformte Haizähne entdeckt. Ihre Form erinnert an die Raumschiffe des alten Arcade Games „Galaga“ – deshalb nannten die Forscher die kleine Süßwasser-Haiart Galagadon. Neben der Neuentdeckung liefert der Fund nun auch Hinweise über den Lebensraum, in dem SUE einst gelebt hat, sagen die Paläontologen.
Mit einer Länge von 13 Metern beindruckt SUE heute die Besucher des Field Museum of Natural History in Chicago. Es handelt sich um das vollständigste Skelett eines Tyrannosaurus rex, das
jemals gefunden wurde. Eigentlich ist das Geschlecht des Tieres gar nicht bekannt. Den Namen SUE bekam es zu Ehren der amerikanischen Paläontologin Sue Hendrickson, die das Fossil 1990 in der Hell Creek Formation im US-Bundesstaat South Dakota entdeckt hat.
Überraschung im „Abfall“
Um das Skelett freizulegen, mussten die Paläontologen es damals vom Gestein befreien. Das Material dieser sogenannten Matrix wurde anschließend nicht etwa weggeworfen – es kam ins Archiv des Museums, wo es jahrzehntelang unbeachtet schlummerte. Um Paläontologie-begeisterten Freiwilligen eine Aufgabe zu geben, entschloss sich das Museum dann schließlich, das Material für eine Untersuchung bereitzustellen – Mikrosortieren war angesagt.
Und siehe da: Eine freiwillige Helferin stieß auf winzige aber spannende Gebilde. Karen Nordquist entdeckte kleine Haizähne in dem Material, in dem einst die Knochen von SUE gesteckt haben. “Sie waren so winzig, dass man sie leicht übersehen konnte. Man braucht ein Mikroskop, um sie gut erkennen zu können”, sagt die pensionierte Chemikerin, die seit Jahren ehrenamtlich nach Fossilien sucht. Wie sich zeigte, sind die Zähne nur einen Millimeter breit und haben eine ungewöhnliche Form: Sie erinnerten die Paläontologen an die Raumschiffe des Arcade Videospiels Galaga aus den 1980er Jahren. Deshalb nannten sie die bislang unbekannte Art Galagadon nordquistae.
Nicht gerade Dino-Format
“Der größte Teil des Körpers war nicht erhalten, weil die Skelette von Haien aus Knorpel bestehen”, erklärt Co-Autor Pete Makovicky vom Field Museum of Natural History. Doch wie er betont, geben die Zähne bereits wichtige Anhaltspunkte über die Merkmale des Tieres. Ins Bein gebissen hat dieser Hai T. rex demnach wohl kaum. “Galagadon war weniger als 60 Zentimeter lang”, sagt Makovicky. “Er ähnelte wohl den heute lebenden Bambushaien. Galagadon hatte demnach wahrscheinlich ein flaches Gesicht und besaß ein Tarnmuster. „Wahrscheinlich haben diese Haie im Grundbereich der Flüsse kleine Wirbellose gefressen”, sagt Makovicky.
Galagadon mag zwar selbst nicht besonders spektakulär wirken, aber wie die Paläontologen betonen, wirft der Beifund nun auch neues Licht auf den zugehörigen Hauptfund. “Dieser Hai lebte zur gleichen Zeit wie SUE – er war also Teil derselben Welt”, sagt Makovicky. “Wir hatten den Lebensraum dieses T. rex immer als von einem See geprägt betrachtet. Die Anwesenheit dieses Hais deutet nun aber darauf hin, dass es zumindest eine Verbindung zu Meeresumgebungen gegeben haben muss”, erklärt Makovicky. “Denn diese Haie machten sich ursprünglich vom Meer aus auf
den Weg in die Flüsse.”
Co-Autor Terry Gates von der North Carolina State University in Raleigh hebt indes die Bedeutung der Fundumstände hervor: “Die meisten Leute denken beim Thema Fossilien an riesige Dinosaurierknochen – doch auch im vermeidlichen Abfall können bedeutende Funde schlummern”, so Nordquist. “Wenn man die Überbleibsel kleiner Tiere identifizieren kann, wird die Rekonstruktion des Lebensraums der großen Dinosaurier möglich. Durch Mikrosortieren kann man so viel lernen”, resümiert der Paläontologe.