Glatt und schuppig statt kuschelig und fedrig
Steven Spielberg entschied sich damals, seine Ornithomimus-Exemplare mit einer schuppenartigen Haut zu versehen. Tatsächlich waren sie aber von weichen, daunenartigen Federn bedeckt, sind Zelenitsky und ihre Kollegen nach ihrer Analyse überzeugt. Das ist eine Überraschung, denn die drei Fossilien waren bereits in den Jahren 1995, 2008 und 2009 präpariert und untersucht worden. Hinweise auf Federn gab es dabei jedoch nicht. Erst als Zelenitsky und ihr Team die Fundstücke jetzt noch einmal genauer unter die Lupe nahmen, stießen sie auf verräterische Spuren: Alle drei Skelette ? zwei stammen von erwachsenen Tieren und eins von einem etwa einjährigen Jungtier ? besaßen faserartige Federreste an Rücken, Hals und Brust. Vermutlich handelte es sich um sehr weiche, relativ primitive Büschelfedern, die den Daunenfedern der heutigen Vögel gleichen, meint Zelenitsky.
Die zweite Überraschung erlebten die Forscher, als sie die Vorderbeine eines der erwachsenen Tiere untersuchten ? bei dem anderen Skelett fehlen genau diese Knochen: Hier gab es ein völlig anderes Federmuster, das dem der festen, langen Deckfedern an den heutigen Vogelflügeln ähnelt. Das Jungtier zeigte dagegen keinerlei Anzeichen für diese Art von Federn. Heute ist das anders: Bei Vögeln bilden sich die Deckfedern bereits kurz nach dem Schlüpfen.
Paarung? Balz? Brut?
Diese Diskrepanz brachte die Paläontologen auf eine kühne These: Wenn die Jungtiere noch keine Deckfedern trugen, die Erwachsenen aber durchaus, müssen diese festen Federn eine Rolle bei einer Verhaltensweise gespielt haben, die ausschließlich ausgewachsene Tiere an den Tag legen. Die Fortbewegung fällt damit weg. Infrage kommen aber die Balz oder auch ein bestimmter Vorgang beim Brüten. Dass die Federn für die Jagd genutzt wurden, ist sehr dagegen unwahrscheinlich ? Ornithomimus war vermutlich ein reiner Vegetarier.
Flügelartige Strukturen sind demnach zwar früher entstanden als bisher angenommen, aber sie hatten wohl eine andere Funktion als gedacht, meinen die Forscher. Erst später bildeten sich die Federn und die Vorderbeine so um, dass sie auch fürs Fliegen genutzt werden konnten.
Aus dem Stein gemeißelt
Die Wissenschaftler haben auch eine Erklärung dafür, warum die Federreste bei den Ornithomimus-Fossilien bisher übersehen wurden: Die meisten gefiederten Dinosaurier wurden in Fundstätten entdeckt, die relativ loses, feinkörniges Gestein enthielten und ursprünglich wohl stehende Gewässer waren. Die kanadischen Dinosaurier waren dagegen in festem Sandstein eingeschlossen. Dort habe zum einen keiner Federn erwartet, und zum anderen sei es auch äußerst schwierig, das Fossil aus dem Stein zu bergen, ohne die feinen Strukturen zu beschädigen. Zelenitsky vermutet, dass auch viele andere, bisher als federlos geltende Dinosaurier Federn gehabt haben könnten, die schlicht übersehen oder aber beim Präparieren zerstört wurden.