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„Zivilisation ist im Grunde eine kulturelle Infrastruktur für Informationen und Wissen, die Überleben und Fortbestand sichert“, so die Definition des Historikers Andrew Bosworth. Beeindruckend seien etwa die Erfolge der Wissenschaft in allen Bereichen von Medizin bis Raumfahrt, schreiben die Herausgeber, der Autor und Kurator William A. Ewing und die Kunsthistorikerin und Kuratorin Holly Roussell. Trotzdem scheitere die menschliche Zivilisation nach wie vor an Krankheiten, Krieg und Naturkatastrophen.
Schnappschüsse und inszenierte Fotografien
Die Fotografen nähern sich kritisch, abstrakt und künstlerisch an das Leben der modernen Gesellschaft an. In den Kapiteln Bienenstock, Zusammenallein, Fluss, Verführung, Kontrolle, Bruch, Flucht und Ausblick beschäftigen sie sich mit Technologien, Mobilität, Wohnen, Arbeiten und Freizeitbeschäftigungen. Zu Beginn eines Kapitels werden die Bilder in einem Essay in einen größeren Zusammenhang eingeordnet. Erklärungen zu den einzelnen Fotos fehlen jedoch häufig; sie würden bei der großen Anzahl den Rahmen des Bildbands sprengen. So erfährt der Leser meist keine Details über Ort oder Hintergrund einer Aufnahme. Stattdessen gewinnt er durch Bilder und Statements der Fotografen einen Eindruck davon, wo wir heute stehen und wohin sich die menschliche Zivilisation entwickeln könnte.
Wer die Bilder betrachtet, kann sich dazu selbst eine Meinung bilden. Wie viel Fortschritt ist gut? Wann überwiegen die Nachteile die Vorteile von Erfindungen? Schaden sie etwa mehr der Umwelt als sie uns nutzen? Und wer profitiert vom Fortschritt, wer nicht? Ob ein Schnappschuss oder ein inszeniertes Foto – die Aufnahmen im Bildband „Civilization“ regen zum Nachdenken an.
William A. Ewing, Holly Roussel (Hrsg.)
Civilization
Knesebeck Verlag, München 2018, € 55,-