Der Ipf, der Hausberg von Bopfingen, ist ein Zeugenberg in der Schwäbischen Alb und liegt etwa zwei Kilometer westlich des Kraterrandes. Von der Kuppe, auf der sich Reste eines keltischen Ringwalls befinden, hat man einen großartigen Überblick über den Albanstieg und den Albtrauf und, in der Gegenrichtung, über das Albvorland bis in das Nördlinger Ries hinein. © Dietmar Denger
Der Ipf, der Hausberg von Bopfingen, ist ein Zeugenberg in der Schwäbischen Alb und liegt etwa zwei Kilometer westlich des Kraterrandes. Von der Kuppe, auf der sich Reste eines keltischen Ringwalls befinden, hat man einen großartigen Überblick über den Albanstieg und den Albtrauf und, in der Gegenrichtung, über das Albvorland bis in das Nördlinger Ries hinein. © Dietmar Denger
Neben dem Weltkulturerbe und dem Weltnaturerbe zeichnet die UNESCO seit 2015 auch Gebiete und Landschaften aus, die von international herausragender geologischer Bedeutung sind. Analog zu den nationalen Geoparks werden diese Welterbestätten zu Globalen Geoparks ernannt. Ziel ist es, den Schutz und die Förderung dieser Stätten zu unterstützen und auch die über die eine Geologie hinausgehende Bedeutung hervorzuheben.
In seiner diesjährigen Sitzung hat das UNESCO-Geoparks-Komitee nun acht neue Globale Geoparks ernannt. Zwei der Neuzugänge liegen in Brasilien, sechs in Europa. Damit steigt die Zahl dieser Welterbestätten der Geologie auf weltweit insgesamt 177. Zusammen bedecken sie eine Fläche von rund 370.600 Quadratkilometern – das entspricht in etwa der Fläche Japans. „Die Orte dieses Geopark-Netzwerks repräsentieren eine einzigartige geologische Vielfalt, die auch die kulturelle und biologische Diversität widerspiegeln“, so die UNESCO.
Nördlinger Ries: Einzigartiges Einschlags-Relikt
Zu den neuen Globalen Geoparks gehört auch das Nördlinger Ries in Süddeutschland. Der Ries-Krater entstand, als vor rund 15 Millionen Jahren ein etwa ein Kilometer großer Asteroid einschlug. Der Einschlag hinterließ den besterhaltenen und am besten erforschten Meteoritenkrater Europas – selbst die Astronauten der Apollo-Mondmissionen trainierten dort. Im Ries und seiner Umgebung lässt sich beispielhaft erkunden, wie ein solcher Einschlag die Landschaft verändert, welche Spuren er hinterlässt und wie die Natur darauf reagiert.
Bis heute liefern Studien immer neue Details dazu, wie der Einschlag ablief und welche Folgen er hatte. Demnach reichte der Gesteinsregen des Impakts bis in den Alpenraum, rund 180 Kilometer südlich des Kraters. 2017 identifizierten Forscher zudem ein neues Impakt-Mineral im Rieskrater, das Riesit. Neuere Analysen legen zudem nahe, dass das westlich des Rieskraters liegende Steinheimer Becken möglicherweise doch nicht gleichzeitig mit dem Nördlinger Ris entstand.
In Deutschland trugen bereits sieben Nationale Geoparks auch das Siegel des UNESCO-Geoparks, darunter der Harz, die Schwäbische Alb, die Vulkaneifel, der Muskauer Faltenbogen an der polnischen Grenze und die Drei Gleichen in Thüringen. Jetzt kommt mit dem Nördlinger Ries ein achter hinzu.
Tafelberge und Eiszeit-Dämme
Zwei weitere neue Globale Geoparks liegen in Skandinavien. Der erste ist das Platåbergens getaufte Gebiet am Südufer des Vänern im Westen Schwedens. Hier haben die Gletscher der Eiszeit und die seither wirkende Erosion 15 flachgipfelige Tafelberge hinterlassen – ein in Europa seltenes Phänomen. Ebenfalls zum Park gehört die seenreiche und sanft hügelige Västgöta-Ebene, von deren langer Besiedlungsgeschichte steinzeitliche Megalith-Gräber, aber auch Wikingerkirchen zeugen.
Im Süden Finnlands hat die UNESCO den Salpausselkä-Geopark in ihre Liste aufgenommen. Dieses von Wald und Wasser geprägte Gebiet erstreckt sich über 600 Kilometer Länge und umfasst hunderte Seen, zwischen denen von Eiszeit-Gletschern geformte Sedimentwälle liegen. Diese entstanden, als sich die Eismassen der letzten Eiszeit zurückzogen und gewaltige Schmelzwasserströme die Landschaft durchzogen.
Sandsteinschluchten, Karst-Inseln und Salzhöhlen
Ein weiterer Neuzugang unter den Globalen Geoparks ist das Mëllerdall in Luxemburg. Dieses Gebiet liegt im Zentrum eines von Paris bis ins Rheinland reichenden Beckens, das von urzeitlichen Sandsteinschichten geprägt wird. In Luxemburg sind diese Sandsteinformationen bis zu 100 Meter mächtig und bilden eine der spektakulärsten Fels- und Schluchten-Landschaften Westeuropas. Die Gesteinsschichten entstanden vor rund 200 Millionen Jahren, als sich Sedimente am Grund eines flachen Meeres ablagerten.
In Griechenland wurde die Inselregion Kefalonia-Ithaka zum Globalen Geopark ernannt. Diese beiden schon in Homers Odyssee erwähnten Inseln sind durch eine Karstlandschaft geprägt, in der die Wassererosion Höhlen, Senklöcher und unterirdische Flüsse in das Kalkgestein gegraben hat. Beide Inseln sind zudem Teil eines tektonischen Bogens, der durch die Kollision der Afrikanischen mit der Eurasischen Erdplatte gebildet wurde. Das Gebiet ist daher die tektonisch aktivste Region Europas.
Der sechste neue UNESCO-Geopark liegt in den rumänischen Karpaten, einem durch die Kollision gleich mehrerer Erdplatten gebildeten Gebirgszug. Die komplexen Bewegungen des Untergrunds haben dort nördlich von Bukarest im Karpatenbogen urzeitliche Meeresböden ans Tageslicht befördert, aber auch unzählige einzigartige Fossilien in Bernstein konserviert. In den Karpaten finden zudem einige der tiefsten und längsten Salzhöhlen der Erde sowie Schlammvulkane und das “Lebendige Feuer” (Rumänisch “Focul Viu”). Die beiden letzteren Phänomen gehen auf dort aus dem Boden aufsteigende Gasen zurück.
“Weißer Wald” und riesige Schluchten
Die beiden letzten neuen Globalen Geoparks liegen in Südamerika. Einer davon ist der Serido im Nordosten Brasiliens. In dieser Landschaft sind 600 Millionen Jahre der Erdgeschichte in Form von Gesteinsformationen und vulkanischen Basalten konserviert. Der “Weiße Wald” – Caatinga – stellte zudem laut UNESCO-Einschätzung ein weltweit einzigartiges Biom dar. Der zweite neue Geopark liegt im Süden Brasiliens im Gebiet des Atlantischen Regenwalds. Die Caminhos dos Cânions do Sul beherbergen einige der eindrucksvollsten Schluchten Südamerikas, aber auch Fossilfundstätten urzeitlicher Megafauna und Relikte präkolumbischer Kulturen.