Was ist das Besondere an der Nase, die Cordula hier durch ein Loch der Geruchskonditionierungsmaschine steckt? Das Team um Holger Volk untersucht den Geruchsapparat der Testhunde genau, um herauszufinden, warum Hunde im Vergleich zum Menschen so gut riechen können. (Bild: Ralf Baumgarten)
Was ist das Besondere an der Nase, die Cordula hier durch ein Loch der Geruchskonditionierungsmaschine steckt? Das Team um Holger Volk untersucht den Geruchsapparat der Testhunde genau, um herauszufinden, warum Hunde im Vergleich zum Menschen so gut riechen können. (Bild: Ralf Baumgarten)
Cordula schnuppert an einem Loch in der großen Metallkiste und verharrt. Schließlich steckt die schwarzhaarige Berner Sennenhündin ihre braun-weiße Nase ganz in das Loch. Es hat sich gelohnt: Aus einer Metallbox fällt ihr ein Leckerbissen vor die Füße.
Cordula ist einer von insgesamt 15 Hunden, die im Rahmen einer Studie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) ein einwöchiges Spezialtraining absolviert haben. Es hat sie zu medizinischen Supernasen gemacht, die mit einer Präzision von 92 Prozent aus über 5000 Proben diejenigen aufspürten, die mit Corona-Viren infiziert waren. Man hatte die Hunde nur mit Speichelproben trainiert, aber sie erschnüffelten Corona ebenso zuverlässig in Urin- und Schweißproben.
Hunde sind sogenannte Makrosmatiker mit einem außergewöhnlichen Geruchssinn und Gedächtnis. Der gute Geruchssinn ist für sie zwingend erforderlich, um für sie lebenswichtige Informationen wahrzunehmen. Das erkannte der Mensch bereits vor mehr als 10.000 Jahren, als er den Hund domestizierte. Seitdem nutzt er den Geruchsexperten auf vier Pfoten zum Aufspüren von Beutetieren. Seit wenigen Jahrzehnten erst nutzt die Wissenschaft das hündische Talent in der Medizin, etwa für Epileptiker. Die Tiere können eine Veränderung des Körpergeruchs kurz vor einem epileptischen Anfall wahrnehmen. Die Warnung des Hundes kann Betroffenen helfen, eine sichere Umgebung zu finden, bevor der Anfall beginnt, und Notfallmedikamente einzunehmen.
Treibende Kraft der Studie zum Geruchssinn von Hunden und ihre Bedeutung für die Corona-Erkennung ist Holger Volk, Professor für Kleintierkrankheiten und Leiter der Klinik für Kleintiere an der TiHo. Die Erfolge auf dem Forschungsgebiet der Epilepsie hatten sein Interesse geweckt. Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem TiHo-Virologen Albert Osterhaus, einem Mitentdecker des Corona-Virus, sichtete er in einer akribischen Fachliteraturrecherche mehr als 130 weltweite Untersuchungen zum Thema. Die Metastudie belegt den weltweit erfolgreichen Einsatz von medizinischen Spürhunden. Sie erschnüffeln in der Regel mit hohen Trefferquoten Krankheiten aller Art in Körperflüssigkeiten, Körpergeruch, Atem, Schweiß oder Zellkulturen. Neben Corona werden auch Prostatakrebs und bakterielle Infektionen in Versuchen zuverlässig von dafür ausgebildeten Hunden erschnüffelt – Malariaparasiten sogar vor Ausbruch der Krankheit.
Das Team um Volk setzt zwar auf Hundenasen, weil die ihre Eignung zum Aufspüren von Krankheiten aller Art bewiesen hätten. Aber in der Studie heißt es vorsichtig: „Um eine bestimmte Krankheit abschließend zu diagnostizieren, müssen zusätzlich Labortests durchgeführt werden.“
Dieser gekürzte Artikel mitsamt Bildern aus der Fotoreportage stammt aus der Ausgabe Februar 2022 von bild der wissenschaft. Warum Hunde so gut riechen können und welche technische Alternative zum Erschnüffeln von Krankheitserregern Wissenschaftler untersuchen, lesen Sie im vollständigen Heft-Beitrag.