Von Kolumbien bis zur Südspitze des Kontinents gedeiht Perezia pungens aus der Familie der Asteraceae, die nach den Orchideen die meisten Arten in Amerika zählt. (Foto: C. Ulloa)
Ob Kaktus, Katze oder Knollenblätterpilz – diese und andere Lebewesen klassifizieren Biologen nach physiologischen, biochemischen und genetischen Merkmalen und bilden so die Systematik von Tieren und Pflanzen. Diese beginnt bei den Domänen – also den Eukaryoten (Lebewesen mit Zellkern) und den Prokaryoten (Lebewesen ohne Zellkern) – und geht weiter mit den Reichen, die jeweils Tiere, Pilze, Pflanzen und Bakterien umfassen. Daran anschließend werden die Lebewesen immer feiner unterteilt nach Stamm, Klasse, Ordnung, Familie, Gattung und Art. Was nach einer trockenen Beschäftigung klingt, ist eine der wichtigsten Grundlagen der Biologie. Die Systematik beschreibt die Evolution der Arten und ihre Verwandtschaften. Ohne Taxonomie ließe sich nicht entscheiden, welche Arten vom Aussterben bedroht sind, welche nicht und wie viele es weltweit überhaupt gibt.
Doch die Taxonomie ist ein mühsames Geschäft. Möglichst alle Arten eines Landes, einer Region oder gar eines ganzen Kontinents zu katalogisieren, ist eine Mammut-Aufgabe. Amerikanische Botaniker haben sich ihr in den letzten 25 Jahren gestellt. Sie haben die Gefäßpflanzen Amerikas gesammelt und bestimmt. Die dabei entstandenen Listen haben nun zwei Dutzend Wissenschaftler aus Nord- und Südamerika in einer Online-Datenbank zusammengeführt.
Das Fazit der Botaniker: In Amerika sind 124.993 Arten von Gefäßpflanzen heimisch, die 6227 Gattungen und 355 Familien zugeordnet werden. Das entspricht einem Anteil von 33 Prozent an allen bekannten Gefäßpflanzen weltweit. Besonders reich an Arten ist Brasilien mit 33.161, gefolgt von Kolumbien mit 23.104 und Mexiko mit 22.969.
Aus ihren Daten berechneten die Forscher, dass im vergangenen Vierteljahrhundert pro Jahr ungefähr 439 bis 1022 Arten neu bestimmt wurden. In die Zukunft gerechnet, könnten Botaniker um das Jahr 2050 Kenntnis von bis zu 152.000 Arten haben. Schätzungsweise 10 bis 20 Prozent aller Arten harren noch ihrer Entdeckung, vor allem in den Tropengebieten Amerikas.