Auf der Suche nach Spuren der Vergangenheit wagen sich Forscher selbst in entlegene Höhlen: Hier sind Archäologen auf dem Weg in die Chiquihuite-Höhle in Mexiko, in der prähistorische Steinwerkzeuge gefunden wurden
Die Chiquihuite-Höhle liegt 2650 Meter über dem Meeresspiegel im Hochland des mexikanischen Bundesstaats Zacateras. Ihr Eingang überblickt das rund tausend Meter tiefer liegende Tal und bietet damit Schutz und Ausblick zugleich. Tatsächlich konnten Archäologen schon einige bahnbrechende Entdeckungen in dieser Höhle machen. Bereits im Jahr 2012 fanden sie bei einer Testgrabung erste Hinweise auf eine eiszeitliche Besiedlung dieser Höhle durch Tiere und Pflanzen.
Bei umfassenderen Grabungen vier Jahre später stießen Wissenschaftler dann auf noch deutlichere Spuren: In bis zu drei Metern Tiefe entdeckten sie rund 2.000 von Menschenhand bearbeitete Steinwerkzeuge, die vermutlich zum Schneiden und Hacken verwendet wurden. Das Besondere: Über 200 dieser Steinwerkzeuge waren in Kiesschichten eingebettet, die auf eine Zeit von vor 25.000 bis 32.000 Jahren datiert wurden. Demnach müssten Menschen schon vor dem Höhepunkt der letzten Eiszeit in Amerika gewesen und bis nach Mexiko vorgedrungen sein – 15.000 Jahre früher als zuvor angenommen.
Wer diese Menschen waren, bleibt jedoch offen. Denn die Machart der Werkzeuge gleicht keinem bisherigen Fund und es konnten keine Knochen der ehemaligen Höhlenbewohner gefunden werden. Die Archäologen schließen daraus, dass es sich bei diesen Menschen vermutlich um Jäger und Sammler handelte, die die die Stätte nur gelegentlich besuchten. Wann und wo sie nach Amerika gekommen sind, ist bisher aber rätselhaft.
Um weitere Hinweise auf die prähistorischen Werkzeugmacher zu erhalten, haben nun Forscher um Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen nach DNA der einstigen Höhlenbesucher gesucht. “Wenn ein Lebewesen beispielsweise uriniert oder Kot absetzt, werden damit immer auch einige seiner Zellen ausgeschieden. Die DNA-Fragmente dieser Zellen können wir dann in Bodenproben nachweisen”, erklärt Willerslev.
Statt auf Spuren der menschlichen Bewohner stießen die Forscher in der Chiquihuite-Höhle aber bislang nur auf tierische DNA: Neben dem Erbgut von Mäusen, Wühlmäusen, Kängururatten und Fledermäusen konnten sie auch das Genom von zwei Schwarzbärenarten rekonstruieren, die vor 16.000 Jahren in der Höhle gelebt haben. Zu ihnen gehört ein Vorfahre des amerikanischen Schwarzbären (Ursus americanus) sowie ein vor 12.000 Jahren ausgestorbener Kurzgesichtsbär (Arctodus simus).