Auf unserem Planeten leben Schätzungen zufolge mehrere Millionen noch unentdeckter Tierarten. Seit kurzem gehören diese gelb-schwarze Schlangenart Bothriechis hussaini und vier eng verwandte Spezies jedoch nicht mehr dazu. Offenbar war es den schillernden Schlangen sogar sehr ernst mit ihrer Entdeckung, denn eine von ihnen hat die Wissenschaft auf sich aufmerksam gemacht, indem sie einem Forscher auf einer Dschungel-Expedition in den Finger biss.
„Ich hatte zeitweise lokale Schmerzen, Schwindel und Schwellungen, erholte mich aber kurz nach der Verabreichung von drei Dosen eines Gegengiftes in weniger als zwei Stunden nach dem Biss, ohne dass eine Narbe zurückblieb“, sagt Lucas Bustamante von der ecuadorianischen Initiative Tropical Herping. Tatsächlich war der Biss ein Glücksfall, denn er half Bustamante und seinen Kollegen dabei, insgesamt fünf neue Arten von giftigen Ottern ausfindig zu machen. Bislang hatte man all diese Schlangen ein und derselben Art zugeordnet – der Greifschwanz-Lanzenotter (Bothriechis schlegelii).
Die Giftschlange zeichnet sich durch stachelartige, stegförmige Schuppen über den Augen aus, die ein wenig wie Wimpern aussehen. Daher auch der englische Name „Wimpernviper“. Außerdem ist Bothriechis schlegelii vielfarbig. „Keine zwei Individuen haben die gleiche Färbung, selbst wenn sie zum selben Wurf gehören“, erklärt Erstautor Alejandro Arteaga von der Khamai-Stiftung. Die Bandbreite bei Individuen von ein und derselben Art reicht von türkis über moosfarben bis hin zu golden und violett. Deshalb brauchte es neben der äußeren Begutachtung der neuen Schlangenarten auch genetische Analysen, um die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Spezies zu bestätigen.
Die neu entdeckten Schlangen leben in den Dschungeln und Nebelwäldern von Kolumbien und Ecuador. 50 bis 80 Prozent ihres Lebensraums sind jedoch bereits zerstört, was die Giftschlangen schon kurz nach ihrer Entdeckung in die Kategorie „stark vom Aussterben bedroht“ fallen lässt. Hinzu kommt, dass sie aufgrund ihrer schillernden Farbpalette äußerst beliebt bei Wilderern sind. Arteaga und seine Kollegen fordern daher den aktiven Schutz der schuppigen Schönheiten.