Libellen kommen in vielfältigen Farben, Größen und Formen fast überall auf der Welt vor. Je nach Region unterscheiden sich die räuberischen Insekten dabei auf charakteristische Weise in ihrem Aussehen: Während Libellenarten in nördlichen Regionen generell eher dunkel gefärbt sind, wie auf dem Foto zu sehen, sind Arten in sonnenreicheren Ländern eher heller.
Ein Team um Roberto Novella Fernandez und Christian Hof von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) haben in einer neuen Studie herausgefunden, dass die Färbung von Libellengemeinschaften aber nicht nur geografisch bedingt ist, sondern auch im Verlauf eines Jahres variiert. Entdeckt haben dies die Forschenden, als sie Beobachtungsdaten von Libellengemeinschaften aus dem Zeitraum von 1990 bis 2020 in Großbritannien auswerteten.
„Zum ersten Mal konnten wir nachweisen, dass sich die durchschnittliche Körperhelligkeit von Libellen nicht nur zwischen wärmeren und kälteren Gegenden unterscheidet, sondern dass auch im Jahreslauf in Monaten mit stärkerer Sonneneinstrahlung, also im Sommer, eher hellere Arten unterwegs sind, während im Frühjahr und Herbst dunklere Exemplare fliegen“ erläutert Novella Fernandez. Die Biologen vermuten, dass dies den wechselwarmen Insekten bei ihrer Thermoregulation hilft: Helle Farben reflektieren die Sonne und verhindern so ein zu starkes Aufheizen. Dunklere Farben absorbieren dagegen mehr Sonnenstrahlung und wärmen die Libellen in den kühleren Jahreszeiten auf.
Zusätzlich zeigen die ausgewerteten Daten, dass sich diese jahreszeitliche Farbvariation im Zuge des Klimawandels verändert hat. Novella vermutet eine Verschiebung des Musters in eine Richtung, die für die Libellen eher ungünstig ist. Diese Entwicklung näher zu untersuchen ist Ziel zukünftiger Untersuchungen.