Diese Pflanze wirkt ungewöhnlich, denn sie trägt nicht nur zwei meterlange, auf dem Boden liegende Blätter, sondern zudem wie ein Nadelbaum Zapfen. Zusätzlich scheint sie fast einsam in der extrem trockenen Sandlandschaft zu wachsen.
Hinter der Pflanze auf unserem Bild steckt ein Exemplar der Art Welwitschia mirabilis. Sie kennzeichnet sich durch einen kurzen Stamm und den zwei auf dem Boden liegende Blätter, die bis zu acht Meter lang werden und lebenslang nachwachsen. Zudem tragen männliche und weibliche Pflanzen Zapfen – die Welwitschia gehört wie die heutigen Nadelbäume zu den Koniferenartigen. Anders als bei den meisten Nadelbäumen wird ihr Pollen aber nicht vom Wind, sondern von Fliegen und Wespen übertragen.
Besonders ist aber nicht nur ihr Aussehen: Während frühe Welwitschia-Gewächse vor mehr als 112 Millionen Jahren auf vielen Kontinenten lebten, verdrängten die modernen Blütenpflanzen die heute einzige noch lebende Art in die extrem trockene Namib-Wüste in Angola und Namibia, wie auch unser Foto zeigt. Trotz der Dürre kann ein einziges Exemplar dort mehr als 1.000 Jahre überleben.
Umstritten war bisher aber, ob die seltene Pflanzenart in ihrem begrenzten Habitat Unterarten hat. Um das Rätsel zu lösen, haben Forscher um Norbert Jürgens von der Universität Hamburg kurze DNA-Sequenzen einiger Exemplare aus über 15 Populationen der Welwitschia mirabilis untersucht.
Anhand der sogenannten Mikrosatelliten konnten die Wissenschaftler tatsächlich bestätigen, dass die Welwitschia mirabilis zwei verschiedene Unterarten hat. „Die Strukturanalyse zeigt zwei getrennte Genpools, zwischen denen kein Genfluss stattfindet“, so die Forschenden. Sie konnten dabei eine angolanische von einer namibischen Unterart unterscheiden, die innerhalb der nördlichen Namib voneinander abgegrenzt sind.
„Wir konnten darüber hinaus nachweisen, dass die Pflanze in Angola in einem doppelt so großen Areal vorkommt wie bisher bekannt“, sagt Jürgens. „Auch in Namibia konnten wir neue Vorkommen beschreiben.“ Hier ist das über 1000 Kilometer lange Habitat der Pflanzen in zehn isolierte Teile gegliedert, die sich in ihren klimatischen und geologischen Eigenschaften wie zum Beispiel in der Bodenbeschaffenheit, der Feuchtigkeit oder dem Klima unterscheiden.
„Diese Beobachtung unterstützt die Annahme, dass Welwitschia in der Namib zwar ein Refugium gefunden hat, dort aber nicht stagniert, sondern neue Anpassungen an die verschiedenen Umweltbedingungen erfahren hat“, resümiert Jürgens. Dabei kann dieses “lebende Fossil” den Bedingungen in der Wüste aber nur standhalten, solange sie nicht mit modernen Blütenpflanzen konkurrieren muss.