Körperläuse (Pediculus humanus humanus) sind Parasiten, die sich von menschlichem Blut ernähren. Sie leben vorwiegend auf der Haut und der Körperbehaarung des Menschen und legen ihre Eier auf die Innenseite von Kleidungsstücken ab. An den kräftigen Beinen befinden sich Greifzangen, mit denen sich die Läuse an der Körperbehaarung eines Menschen festkrallen. Beißt eine Körperlaus zu, verursacht dies kleine, rote Löcher in der Haut, ähnlich groß wie Nadelstiche. Dabei gibt sie über ihre Mundwerkzeuge ein Speichelsekret ab, durch das ein unangenehmer Juckreiz entsteht und Krankheiten übertragen werden können.
Es ist bekannt, dass Körperläuse das Bakterium Yersinia Pestis, welches für die Pest verantwortlich ist, übertragen können. Jedoch wurde die Ausbreitung durch die Körperlaus bisher als zu ineffizient angesehen. Stattdessen gelten Flöhe und Ratten als Hauptverbreiter der Pest. David Bland und sein Team vom National Institute of Allergy and Infectious Disease (NIAID) der Vereinigten Staaten haben die Rolle von Körperläusen bei der Übertragung des Pesterregers nun erneut untersucht.
Sie fanden heraus, dass Yersinia Pestis sowohl den Verdauungstrakt als auch die sogenannten Pawlowsky-Drüsen der Körperläuse infizieren konnte. Dabei handelt es sich um Speicheldrüsen im Lauskopf, die das Speichelsekret produzieren. Das Foto zeigt eine fluoreszierende Laus, deren infizierte Drüsen in orange-rot gekennzeichnet sind. Die Forschenden nehmen an, dass das infizierte Sekret auf die Mundwerkzeuge abgesondert wird. Bei einem Biss kann der Erreger so auf den Menschen übertragen werden.
Damit kann sich das Pestbakterium sowohl über den Kot als auch über das infizierte Sekret der Läuse ausbreiten, wobei bei letzterem mehr Erreger übertragen werden. Die Übertragung durch die Körperlaus scheint demnach deutlich effizienter abzulaufen als bislang angenommen. Nach Ansicht der Forschenden könnten Körperläuse daher eine entscheidende Rolle bei bisherigen pandemischen Pestausbrüchen vor allem im Mittelalter gespielt haben.