Auf den ersten Blick erkennt man in diesem Foto nur das Auge einer Möwe umgeben von grauer Federzeichnung. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die grauen Flecken als Läuse – es sind von der Möwe mitgeschleppte Parasiten.
Jedes Jahr kürt die British Ecological Society in einem Fotowettbewerb die Aufnahmen, die verschiedene Aspekte der Ökologie besonders schön und treffend einfangen. Neben den Gesamtgewinnern werden dabei Fotos ausgezeichnet, die Ökologie in Aktion zeigen, die einzelne Tiere oder Populationen abbilden oder auch das Verhältnis des Menschen zur Natur widerspiegeln. “Die Fotos dieses Jahres haben einen extrem hohen Standard und es war ein Vergnügen, sie durchzuschauen”, sagt Jane Memmott, Präsidentin der British Ecological Society. “Die Aufnahmen fangen eine breite Palette der Biodiversität ein – von winzigen Moosen bis zu riesigen Bären.
Das Gewinnerbild 2021 ist oben zu sehen. Es zeigt eine Nahaufnahme des Kopfes einer Kumlien-Polarmöwe, einer im Nordosten Kanadas vorkommenden Möwenart. Das Besondere an diesem von der Biologin und Fotografin Rebecca Nason gemachten Bild ist neben seiner visuellen Qualität das, was man erst auf den zweiten Blick erkennt. Zunächst bemerkte aber auch Nason nichts Auffälliges. “Als die Kumlien-Polarmöwe ein ganzes Stück nähergekommen war, begann ich Details der Augenpartie zu fotografieren”, berichtet sie.
Auf den ersten Blick schienen die weißen Federn um das Auge herum teilweise graue Flecken aufzuweisen – eine normale Federzeichnung, so dachte auch die Biologin. “Erst als ich schon wieder zuhause war, wurde mir klar, dass diese Fleckenmuster in Wirklichkeit Läuse waren, die an den Federn saßen – diese Möwe reiste nicht allein!” Für diesen ungewöhnlichen Schnappschuss wurde Nason zur Gesamtgewinnerin des Fotowettbewerbs gekürt. “Es ist eine wunderschön komponierte Aufnahme eines Möwenauges – visuell fesselnd, stecknadelscharf und sehr schön”, sagt
Memmott. “Trotz oder wegen der Läuse als Blinder Passagiere!”