Dieses Japanische Eichhörnchen scheint sich problemlos von einem giftigen Fliegenpilz zu ernähren. Das hilft aber nicht nur dem Nager beim Überleben, auch der Pilz könnte dadurch einen Vorteil haben.
Wenn wir Fliegenpilze oder die eng verwandten Pantherpilze verzehren, kann dies tödlich enden. Denn diese Pilze enthalten die für den Menschen giftige Aminosäure Ibotensäure. Wenige Stunden nach Verzehr des Pilzes löst sie unter anderem Verwirrung, Sprachstörungen und Halluzinationen aus. In höherer Dosierung kann sie Krampfanfälle und im Extremfall den Tod herbeiführen.
Umso erstaunlicher, dass Kenji Suetsugu von der Universität Kobe in Japan und der Wildtierfotograf Koichi Gomi nun ein Japanisches Eichhörnchen (Sciurus lis) dabei beobachtet haben, wie es sich von diesen giftigen Pilzen ernährt. Es gelang ihnen, dieses Nagetier über mehrere Tage hinweg zu verfolgen und es beim Verzehr von unter anderem Fliegen- und Pantherpilzen zu fotografieren.
Ob die Ibotensäure überhaupt keine Wirkung auf das Japanische Eichhörnchen hat, können die Forscher nicht mit Sicherheit sagen. Sie schlussfolgern aber aus ihren Beobachtungen, dass sich Eichhörnchen generell daran angepasst haben, die giftigen Pilze problemlos essen zu können. Sie vermuten auch, dass der Pilz selbst sogar einen Vorteil daraus ziehen könnte.
„Pilzfresser müssen aber nicht immer nachteilig für die Pilze sein, da sie diese nach dem Verdauen auch über intakte Sporen verbreiten können“, so Suetsugu und Gomi in ihrem Bericht. Um diese Hypothese zu überprüfen, wollen sie im nächsten Schritt untersuchen, ob sich im Kot der Nagetiere lebensfähige Pilzsporen wiederfinden. Wenn das der Fall ist, könnten die Eichhörnchen als Verbreiter solcher Sporen einen wichtigen Einfluss auf das örtliche Ökosystem haben, da unter anderem auch manche Bäume in einer symbiotischen Beziehung mit den Giftpilzen leben.