Diese in Australien beheimatete Biene gehört zu einer Art, die im Moment möglicherweise den Übergang vom Leben als Einzelgänger zu dem in einer Insektenkolonie durchläuft.
„Die Existenz von Leben, wie wir es kennen, kann grob in die Übergänge zwischen verschiedenen Stufen an Komplexität unterteilt werden“, sagt Lucas Hearn von der Flinders University in Adelaide. „Dazu gehört unter anderem die Entwicklung mehrzelliger Organismen oder die Entstehung anspruchsvoller Kommunikation, wie es bei der menschlichen Sprache der Fall ist. Das alles zu verstehen, kann sehr weitreichend sein.“
Um einen solchen Komplexitätsschritt der Evolution zu verstehen, haben Hearn und sein Team sich die Welt der Insekten genauer angeschaut. Während manche Arten, wie viele Wildbienen, noch ein Leben als Einzelgänger führen, gibt es auch solche, die stattdessen in Kolonien leben, wie es beispielsweise Ameisen oder Honigbienen tun. Wie oder warum der Übergang zu einem für den einzelnen Organismus teils nachteiligem, teils vorteilhaften Sozialverhalten einer Kolonie stattfindet, ist bisher erst in Teilen verstanden.
Einen Hinweis könnten nun Untersuchungen der in Australien beheimateten Bienenart Amphylaeus morosus liefern. Diese Wildbienen leben in den Bergwäldern der australischen Ostküste, wo sie ihre Nester in Baumfarnen bauen. Die Spezies befindet sich nach Ansicht von Hearns Team möglicherweise im Moment auf der Schwelle von der solitären zur sozialen Lebensweise. Um das genauer einschätzen zu können, untersuchten die Wissenschaftler knapp über 300 Nester der australischen Bienenart.
Während zu den meisten der Nester nur ein einzelnes Weibchen gehörte, fanden die Forscher auch solche, die von zwei weiblichen Bienen geführt wurden. Das Interessante hierbei: Der Erbgut-Vergleich hat gezeigt, dass einerseits die beiden Weibchen sehr eng miteinander verwandt sind und andererseits nur eines für das Legen der Eier zuständig war, während das andere lediglich das Nest bewachte. „Diese extreme reproduktive Schiefe und enge Verwandtschaft war sehr unerwartet und hat unsere Theorien über die Evolution sozialer Komplexität herausgefordert“, sagt Seniorautor Michael Schwarz, ebenfalls von der Flinders University.
Außerdem konnten die Wissenschaftler feststellen, dass die paarweise agierenden Bienen einen evolutionären Vorteil gegenüber den Einzelgängern besitzen könnten, da bei den untersuchten Nestern sowohl die Größe ihrer Brut, als auch deren Überlebensquote überdurchschnittlich hoch waren. „Wir konnten hier die ersten Beweise dafür finden, dass eine Verwandtenselektion eine Sterilisation von Arbeitertieren und somit einen Übergang von solitärem zu sozialem Leben fördern kann“, so Schwarz.