Diese Schimpansen schaffen es, unbehelligt die Dschungelstraße in Guinea zu überqueren. Doch für viele ihrer Artgenossen bedeuten die in vielen afrikanischen Ländern in die Wälder gebauten Straßen den Anfang vom Ende.
Schimpansen sind unsere nächsten Verwandten, müssen aber um ihr Überleben kämpfen. Vor allem die Bestände des Westlichen Schimpansen (Pan troglodytes verus) schrumpfen rapide. “Die Westlichen Schimpansen waren einst in ganz Westafrika verbreitet, aber in den letzten 20 Jahren hat ihre Population um 80 Prozent abgenommen”, erklärt Balint Andrasi von der University of Exeter. Einer der Gründe ist ihr durch die zunehmende Konkurrenz mit dem Menschen schwindender Lebensraum. “Die menschliche Bevölkerung in Westafrika wächst rapide und die Schimpansen sind dadurch wachsendem Druck durch die Ausbreitung der Siedlungen und Infrastruktur ausgesetzt”, so Andrasi.
Ein entscheidender Faktor sind dabei Straßen, die zunehmend auch die letzten noch intakten Waldgebiete durchschneiden, wie Andrasi und seine Kollegen ermittelt haben. “Nur noch 4,3 Prozent ihres Verbreitungsgebiets sind nicht von Straßen durchzogen, daher haben die Schimpansen kaum noch Ausweichmöglichkeiten und eine Migration über größere Entfernungen hinweg ist bei diesen Tieren unüblich”, erklärt der Forscher. Hinzu kommt: “Westliche Schimpansen sind hochgradig territorial, so dass sie beim Versuch umzusiedeln in Konflikt mit benachbarten Schimpansengruppen geraten.”
Als Folge führen Straßen anders als lange gedacht nicht dazu, dass die Menschenaffen verdrängt werden und in andere Gebiete ausweichen. Stattdessen sind sie direkt mit dem starken Rückgang der Bestände verknüpft. Wie Andrasi und sein Team feststellten, reicht die Störwirkung einer Straße im Schnitt 17 Kilometer weit in den Wald zu beiden Seiten hinein. Selbst kleinere Waldwege haben noch einen Störradius von gut fünf Kilometern. Dazu kommt, dass Straßen oft nur der Beginn der menschlichen Aktivität des Menschen in einer Region sind.
“Unsere Menschenaffen-Cousins sind von so vielen Seiten bedroht – vom Verschwinden ihres Lebensraums übe die Jagd bis zu Krankheiten. Und auch die Infrastrukturentwicklung hat einen größeren Einfluss als ich je angenommen hätte”, sagt Andrasi. “Aber wir dürfen nicht aufgeben. Ich kann mir keine Welt vorstellen, in der wir Menschen die einzigen noch übriggebliebenen Hominiden sind.”