Der Schnappschuss der Woche zeigt auf den ersten Blick einfach nur einige Eisschollen auf dem dunklen Meer. Doch bei näherem Hinsehen erkennt man, wie hochaufgelöst diese Aufnahmen sind: Auf dem Luftbild sind sogar die Fußspuren eines Eisbären sichtbar, der kurze Zeit zuvor durch den Schnee gelaufen ist. Obwohl das Luftbild aus 100 Metern Höhe gemacht wurde, ist seine Auflösung von zwei Zentimetern pro Pixel scharf genug, um selbst diese Details zu enthüllen.
Doch für die Wissenschaftler, die Bilder wie diese aufnehmen, steht etwas anderes im Mittelpunkt: Im Rahmen einer vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung geleiteten Expedition untersuchen sie anhand solcher Aufnahmen die Veränderungen der arktischen Eisflächen. Mithilfe zweier Forschungsflugzeuge – Polar fünf und Polar sechs – fotografiert das Team das Eis unter ihnen.
Mit an Bord ist dafür die hochauflösenden Luftbildkamera MACS (Modular Aerial Camera System), mit der auch unter extremen Wetterbedingungen sehr detaillierte Fotos aufgenommen werden können. Die Kamera ermöglicht es, die Dicke der Eiskanten und die Rauigkeiten von Eis und Schnee zu bestimmen. Durch nah-infrarote Aufnahmen erkennen die Wissenschaftler zusätzlich Temperaturunterschiede zwischen dem Eis und seiner Umgebung sowie überfrierende Risse.
Seit den ersten Flügen Anfang September konnten mehr als 300.000 Bilder aufgenommen werden. “Selbst bei den derzeit sehr geringen Temperaturunterschieden zwischen Wasser und Eis sind deutliche thermale Signaturen erkennbar”, unterstreicht Jörg Brauchle vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Zudem untersuchen an der Expedition beteiligte Atmosphärenforscher auch die arktische Luft. Sie wollen herausfinden, auf welche Weise sich Wolken über dem Arktischen Ozean bilden. Denn die Wolkenbildung kann zur Erwärmung der arktischen Regionen beitragen.