In den nächsten Monaten können Besucher des Botanischen Gartens von Atlanta ein merkwürdiges Wesen beobachten: Einen kleinen Roboter, der wie ein Faultier kopfüber an einem Kabel hängt und nicht viel zu tun scheint. Doch das täuscht.
Das Faultier hat es vorgemacht: Es bewegt sich nur in Zeitlupe und spart Energie, indem es den meisten Teil seines Lebens nahezu bewegungslos an einem Ast hängt. Dieses Prinzip haben sich nun Wissenschaftler zum Vorbild für einen neuartigen Beobachtungsroboter genommen. “Der SlothBot macht Langsamkeit zu seinem Design-Prinzip – das ist nicht gerade typisch für heutige Roboter”, erklärt Magnus Egerstedt vom Georgia Institute of Technology. “Aber indem er langsam und energieeffizient ist, kann SlothBot Monate und sogar Jahre in einer Umgebung bleiben und Dinge beobachten, die sich erst bei einer solchen kontinuierlichen Beobachtungen zeigen.”
Der Roboter nach Faultier-Vorbild besteht aus einer mit dem 3D-Drucker hergestellten Hülle, die seine Elektronik, Sensoren und Batterien vor der Witterung schützt. Er ist darauf programmiert, sich nur zu bewegen, wenn es nötig ist –beispielsweise wenn er in die Sonne muss, um seine Akkus aufzuladen. Ansonsten harrt der Faultier-Roboter an seinem Seil hängend aus und zeichnet kontinierlich Daten aus seiner Umgebung auf. Bei seinem Testeinsatz im Gewächshaus des Botanischen Gartens von Atlanta dient der SlothBot beispielsweise als Umwelt- und Wetterstation: Er registriert Temperatur, Feuchtigkeit, Kohlendioxidgehalt der Luft und weitere Wetterdaten.
Später soll der Faultier-Roboter aber vor allem im Artenschutz und in der Landwirtschaft eingesetzt werden. So könnte er beispielsweise per Mikrophon Vögel oder seltene Frösche im Regenwald belauschen, über Feldern hängend rechtzeitig vor Schädlingen oder wucherndem Unkraut warnen. Indem an einem Kabel in der Luft hängt, ist er besser als rollende oder laufende Roboter vor Schmutz und Schlamm geschützt. Anders als fliegende Drohne benötigt er aber weniger Energie und kann auch bei Sturm am Posten bleiben. “Es ist spannend sich vorzustellen, wie diese Roboter Teil der Umwelt werden, die sie beobachten”, sagt Eggerstedt.