Hyänen, oft als Einzelgänger wahrgenommen, überraschen Forschende immer wieder mit ihrem ausgeprägten Sozialleben. Von flüchtigen Begegnungen bis zu langfristigen Bindungen zeigen diese Raubtiere eine breite Bandbreite sozialer Interaktionen. Auf diesem Foto schließen sich drei Hyänen zusammen, um gemeinsam eine Löwin anzugreifen.
Die afrikanischen Hyänen haben es der US-Biologin Kay Holekamp von der Michigan State University schwer angetan. Ursprünglich als kurzfristiges Dissertationsprojekt geplant, hat sich ihre Forschung über Hyänen in Kenia zu einem mittlerweile seit 35 Jahren fesselnden Projekt entwickelt. Gemeinsam mit Kollegen veröffentlichte sie 2017 einen Bericht, der aufdeckte, dass Hyänen nicht nur in der Nähe von frischem Beutefleisch Allianzen gegen ihren Konkurrenten, den Löwen, bilden. Interessanterweise schließen sich die Hyänen auch dann zusammen, wenn der offensichtliche Nutzen zu fehlen scheint. Zoologen bezeichnen diese Form des kooperativen Verhaltens als Mob-Bildung.
In ihrer neuen Studie haben Holekamp und ihr Team untersucht, welche Motivation hinter dieser kooperativen Mob-Bildung stecken könnte und unter welchen Bedingungen sie entstehen. Im Rahmen ihrer mehrjährigen Untersuchungen konnten sie rund tausend solcher meist sehr kurzlebiger Allianzen beobachten. „Diese Interaktionen laufen oft extrem schnell ab, es sind viele Hyänen und Löwen anwesend und die meisten bewegen sich ziemlich zügig”, so Holekamp. “Das macht es sehr schwierig, das Geschehen so genau zu erfassen, dass wir es in unsere Analysen einbeziehen können.“
Die Auswertung ergab: Hyänen schließen sich eher zu Gruppen zusammen, wenn keine männlichen Löwen in der Nähe sind, die für die angreifenden Hyänen besonders gefährlich sind. Rund ein Viertel der Todesfälle bei den Hyänen geht auf Löwen zurück, wie das Team berichtet. Zudem spielen länger bestehende soziale Kontakte zwischen den Hyänen eine wichtige Rolle für die Kooperation. “Die über die Zeit hinweg gebildeten Verbindungen machen den Unterschied”, erklärt Holekamps Kollegin Kenna Lehmann. Diese Beziehungen überwinden die sozialen Barrieren zwischen den Hyänen und fördern Allianzen bei der Beutejagd.
Die Erkenntnisse über das soziale Verhalten dieser Säugetiere fasziniert die Wissenschaftler. “Diese Ergebnisse zu finden, war wirklich aufregend, aber ich denke, der Spaß an der Wissenschaft besteht darin, dass man eine Frage beantwortet und sofort 50 weitere hat”, sagt Tracy Montgomery, die heute am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie forscht.