Nicht nur an den Polkappen des Mars gibt es Eis – auch anderthalb Kilometer tief unter der Nordpolarkappe sind uralte Eisschichten versteckt. Das hat ein Forscherteam der University of Texas und der University of Arizona herausgefunden. Der überraschende Fund kann Hinweise auf das Klima in der Vergangenheit des roten Planeten geben – auch darauf, ob unter den einstigen Bedingungen Leben möglich war.
Bisher war unklar, ob außer an den Polkappen Eis auf dem Mars existierte. Nun soll es unter der Nordpolkappe allein so viel Eis sein, dass – wenn es schmelzen würde – eine eineinhalb Meter tiefe Wasserschicht die gesamte Marsfläche bedecken würde. Das Forscherteam entdeckte die Eisreserven mithilfe des Shallow Radars der NASA-Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter. Die Sonde schickte Radarwellen auf den Mars, die zweieinhalb Kilometer tief unter die Oberfläche eindringen können. Aus den Reflexionen berechneten die Forscher die Beschaffenheit des Marsbodens und rekonstruierten so folgendes Szenario: Aufgrund der Umlaufbahn und Neigung des Planeten wechselten sich auf dem Mars Kalt- und Warmphasen ab. Während einer Kaltphase vereisten die Pole. Wenn sich eine Warmphase einstellte, schmolz das Eis nur in Teilen. Sand überdeckte die Reste und schützte sie vor weiterer Sonneneinstrahlung. So konnte das Eis in den Tiefen erhalten bleiben.
Stefano Nerozzi, Erstautor der Studie, die in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters erschienen ist, sagt: „Wir haben nicht erwartet, hier so viel Eiswasser zu finden. Nach den Polareiskappen ist es wahrscheinlich das drittgrößte Wasserreservoir auf dem Mars.“ Die Forscher wollen verstehen, wie viel Wasser auf dem gesamten Mars – nicht nur an den Polen – für mögliches Leben zur Verfügung stand. Nerozzi: „Es können alle wichtigen Bedingungen für Leben erfüllt sein, aber wenn das meiste Wasser an den Polen eingeschlossen ist, gibt es möglicherweise keine ausreichenden Mengen an flüssigem Wasser nahe dem Äquator.“
Eine weitere, gleichzeitig veröffentlichte Studie von Forschern der Johns Hopkins University bestätigt diese Ergebnisse. Statt Radarwellen nutzten die Wissenschaftler Gravitationsdaten.