Wer beim Anblick dieses Bildes denkt, er hätte eine neue Sonnenfinsternis verpasst: keine Sorge! Die totale Finsternis auf dieser Aufnahme des Compact Coronagraph (CCOR) des U.S. Naval Research Laboratory ist künstlich erzeugt. Das kleine Weltraumteleskop ist der erste einsatzfähige Koronograph der USA und soll die äußere Atmosphäre der Sonne, die Sonnenkorona, sichtbar machen. Dazu schirmt CCOR die helle Sonnenoberfläche mit einem zylindrischen Gerät ab.
Im Juni 2024 startete das Teleskop an Bord des Wettersatelliten GOES-19 seine Reise ins All und öffnete Mitte September das erste Mal seine Blende. Genau rechtzeitig, um die koronalen Massenauswürfe vom 3. Oktober abzubilden. Koronale Massenauswürfe sind riesige „Wolken“ aus Sonnenplasma, die von der Sonne ausgestoßen werden. Der Vorgang sieht aus, als atme die Sonne eine Gaswolke aus. Verlaufen die Plasma-Auswürfe kreisförmig und konzentrisch – so wie auf der obigen Aufnahme – , werden sie als Halos bezeichnet.
Halos richten sich meist auch auf die Erde – so auch der vom 3. Oktober. Einige Tage nach seinem Auftreten hat er auf unserem Planeten merkliche Effekte ausgelöst: Im Norden der USA bestand zum Beispiel die seltene Möglichkeit, Nordlichter zu sehen. Das Naturphänomen tritt auf, wenn geladene Teilchen des Sonnenwindes mit der Erd-Magnetosphäre interagieren.
Doch auf die Erde gerichtete koronale Massenauswürfe führen längst nicht nur zu hübschen grünen Lichtern am Himmel, sie können auch Schäden an Satelliten verursachen, die Funkkommunikation stören und Stromausfälle verursachen. Umso wichtiger ist es, die Sonnenkorona mithilfe spezieller Teleskope wie CCOR im Blick zu behalten. Bereits Mitte 2025 soll mit CCOR-2 sogar noch ein weiterer US-amerikanischer Koronograph an den Start gehen.