Diese Weidenmeise ist nur eine von rund 10.000 Vogelarten, denen Forscher genauer auf die Flügel geschaut haben. Denn sie wollten wissen, wie die Flügelform der Vögel mit ihrem Lebensraum und ihrem Zugverhalten zusammenhängt. Dabei stießen sie auf interessante Zusammenhänge.
Von der Eleganz und Effizienz der Vogelflügel waren schon die Naturforscher früherer Jahrhunderte fasziniert. Später wurde die Form und Funktion der Flügel zum Vorbild für die ersten Gleitflieger und Flugzeugtragflächen. Unklar blieb allerdings bis heute, in welchem Maße die Flügel der Vögel übergeordneten Mustern folgen. Gibt es beispielsweise Zusammenhänge zum Lebensraum oder zum Zugverhalten der Tiere?
Das haben nun Catherine Sheard von University of Bristol zum ersten Mal für nahezu das gesamte Vogelreich untersucht. Für ihre Studie analysierten sie Flügelform von mehr als 45.000 Vogelexemplaren aus 10.000 verschiedenen Arten weltweit. Sie wollten wissen, ob es Gesetzmäßigkeiten in Bezug auf die Schnittigkeit und Effizienz der Flügel gibt und erstellten unter anderem eine globale Karte der Flügelformen.
Dabei zeigte sich unter anderem: Die Vögel in den gemäßigten und höheren Breiten haben meist deutlich effizientere Flügel – sie können mit weniger Energieaufwand weiter fliegen als die Vögel der Tropen. Auch die hier gezeigte Weidenmeise (Poecile montanus) – ein bei uns in Mitteleuropa häufiger Singvogel – gehört zu diesen effizienten Fliegern. “Dieses geographische Muster ist wirklich erstaunlich”, sagt Sheard. Einer der treibenden Faktoren dahinter ist die Variabilität der Temperaturen.
Zusätzlich spielen aber auch Aspekte der Lebensweise eine Rolle. So ist es beispielsweise wenig überraschend, dass Zugvögel im Schnitt effizienter geformte Flüge besitzen als die Spezies, die das gesamte Jahr hindurch in ihrem Brutgebiet bleiben. Auch stark territoriale Vogelarten sind meist weniger gute Flieger als Spezies mit wechselnden, weniger stark festgelegten Brut- und Futtergebieten.