Die in diesem Querschnitt durch das Mäusegehirn besonders leuchtenden Stellen sind entscheidend dafür, wie sozial die Tiere sind. Werden diese Schaltkreise angeregt, praktizieren die Mäuse social Distancing – sie meiden Gesellschaft.
Wir Menschen sind wie die Mäuse soziale Wesen – wir brauchen den Kontakt mit Artgenbossen. Wie stark dieser Hang zur Geselligkeit aber ausgeprägt ist, kann individuell sehr unterschiedlich sein. Einige Menschen lieben es, möglichst viele neue Leute kennenzulernen und umgeben sich am liebsten mit vielen Freunden und Bekannten. Andere dagegen haben einen eher kleinen Freundeskreis und kommen auch sehr gut allein zurecht. Ein Extremfall sind dabei Menschen mit Autismus – ihre sozialen Interaktionen sind oft stark gestört.
Ob sich diese Unterschiede auch im Gehirn manifestieren und wo die Areale und Schaltkreise liegen, die unser Bedürfnis nach sozialer Nähe und Kontakt steuern, ist bislang erst in Teilen verstanden. Jetzt hat aber ein Experiment mit Mäusen neue Einblicke ermöglicht. Denn dafür hatten Forscher des Scripps Research Institute im kalifornischen La Jolla bestimmte Areale im Gehirn von Mäusen so manipuliert, dass sie diese Neuronen gezielt an und abschalten konnten.
Dadurch konnten die Wissenschaftler zwei neurale Schaltkreise identifizieren, die das Sozialverhalten der Mäuse entscheidend beeinflussten. Je nachdem, ob die Zentren aktiv oder inaktiv waren, suchten die Tiere entweder die Nähe von Artgenossen oder vermieden sie. Beide Schaltkreise verbinden Areale der Großhirnrinde mit der Amygdala, einem für Emotionen und auch Angst zuständigen Teil des Gehirns.
Diese Aufnahme zeigt einen Querschnitt durch ein Mäusegehirn, in dem die verschiedenen Areale und Schichten des Hirngewebes farbig eingefärbt sind. Die hell aufleuchtenden Gebiete markieren Zeile des Gehirns, die an der Entscheidungen zwischen Annäherung und “social Distancing” beteiligt sind.