Diese neukaledonische Krähe hält ein Werkzeug für die Nahrungssuche fest im Schnabel. Je hilfreicher es ist, desto besser passt der Vogel darauf auf.
Die Krähen verwenden verschiedene Werkzeuge, um an Beute aus Baumhöhlen oder anderen Verstecken zu gelangen. Wollen sie die erbeutete Nahrung fressen, müssen sie das Werkzeug aus dem Schnabel legen – und riskieren dabei, dass es verloren geht oder von einem Artgenossen gestohlen wird. Schon länger ist bekannt, dass die Vögel dafür Schutzvorkehrungen treffen: Sie klemmen sich das Werkzeug unter den Fuß oder verstecken es etwa in einem nahegelegenen Loch oder hinter Rinde.
Forscher des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz und der University of St. Andrews in Schottland nahmen dieses Verhalten in einer Studie genauer unter die Lupe. Sie konnten die von den Krähen verwendeten Werkzeuge in zwei Gruppen einteilen, mit und ohne Haken. Die Werkzeuge mit Haken werden in mühevoller Kleinarbeit aus einer seltenen Pflanzenart hergestellt, während die anderen aus einfachen Zweigen oder auch Laubstreu bestehen. “Werkzeuge mit Haken sind nicht nur aufwendiger in der Anschaffung, sondern auch viel effizienter”, erklärt Teamleiter Christian Rutz. “Je nach Aufgabe können Krähen mit diesen Werkzeugen bis zu zehnmal schneller Beute machen als mit herkömmlichen Werkzeugen ohne Haken”.
Die Wissenschaftler beobachteten, dass Krähen die effizienten Werkzeuge eher sicher aufbewahren als die einfachen. „Das deutet darauf hin, dass sie eine gewisse Vorstellung vom relativen ‘Wert’ der verschiedenen Werkzeugtypen haben”, so Studienmitautor James St Clair. Diese Studie ist die erste, in der aus dem Umgang von Tieren mit ihren Werkzeugen Rückschlüsse darauf gezogen werden, wie sehr sie diese Gegenstände schätzen. Die innovative Methode hat großes Potenzial für die Untersuchung des Verhaltens anderer Tierarten, die Werkzeuge benutzen – einschließlich unserer nächsten Verwandten, der Schimpansen.