Dieser unter der sibirischen Mitternachtssonne liegende Stoßzahn stammt von einem Mammut – einem Rüsseltier des Eiszeitalters. Was diese Tiere genetisch von ihren heutigen Verwandten unterscheidet, zeigt nun eine neue Untersuchung.
Nicht erst seit “Jurassic Park” denken Wissenschaftler darüber nach, ob ausgestorbene Arten wieder zum Leben erweckt werden könnten. Nach der aktuell wohl meist diskutierten Methode könnte es funktionieren, wenn bestimmte Schlüsselgene der nicht mehr existierenden Tiere in das Genom eines heutigen nahen Verwandten eingefügt werden. „Das Genom einer lebenden Spezies so zu verändern, dass es das eines ausgestorbenen Verwandten nachahmt, ist generell nicht einfach. Die neuen Erkenntnisse verdeutlichen die Komplexität und die Schwierigkeiten, die vor uns liegen“, sagt Love Dalén vom Zentrum für Paleogenetik in Stockholm.
Der in dieser Aufnahme gezeigte Mammutstoßzahn hat nun mit dazu beitragen, das Wissen über das Erbgut eines dieser ausgestorbenen Tierarten zu erweitern – des Wollhaarmammuts. Denn der im Nordosten Sibiriens entdeckte, über Jahrtausende im Eis des Permafrosts konservierte Stoßzahn enthielt noch intakte DNA. Gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam hat Dalén das Genom dieses und eines weiteren sibirischen Mammuts aus der letzten Eiszeit sequenziert und es mit dem von insgesamt 33 bereits veröffentlichten Genomen von Mammuts sowie dem Erbgut von Asiatischen und Afrikanischen Elefanten verglichen. Der Fokus lag dabei auf nicht mehr vorhandenen Genteilen, sogenannten Gendeletionen, und auf kurzen Einschüben, den Insertionen, die zu Mutationen führen und die Sequenz unlesbar machen können.
Wie die Wissenschaftler herausfanden, gibt es im gesamten Genom des Wollhaarmammuts viele Tausende von Deletionen und Insertionen, wodurch insgesamt mehr als drei Millionen Buchstaben im genetischen Code betroffen sind. Die meisten dieser Mutationen traten außerhalb der genetischen Bauanleitungen für Proteine auf. „Wir haben jedoch auch 84 Gene gefunden, die von genomischen Deletionen, und drei, die von kurzen Insertionen betroffen waren“, sagt Daléns Kollege und Koautor Tom van der Valk. „Diese strukturellen Veränderungen hatten wahrscheinlich einen erheblichen Einfluss auf die Funktion dieser Gene und könnten zu einigen der einzigartigen Anpassungen des Wollhaarmammuts beigetragen haben.“
Die Veränderungen dieser 87 Gene könnten demnach entscheidend für das Überleben der Tiere im hohen Norden gewesen sein. „Mehrere dieser betroffenen Gene werden mit klassischen Wollhaarmammut-Eigenschaften in Verbindung gebracht. Zu diesen zählen beispielsweise das Fell, die Form der Haare, Fetteinlagerungen und die Form des Körpers und der Ohren“, erklärt Koautorin Marianne Dehasque. Um diese Eigenschaften auch bei heutigen Verwandten hervorzurufen, müssten die Wissenschaftler also ganze Abschnitte des Genoms herausschneiden und drei Gene einfügen.