Algenwälder sind der Lebensraum für viele Fische und im „Unterholz“ leben auch Schwämme und Korallen. Der Riesentang kann rund 45 Meter vom Meeresboden zur Wasseroberfläche wachsen. Damit bildet er eine Art Schirm, der andere Organismen etwa vor Sonne schützt. Doch Stürme, die hohe Wellen an die Küsten werfen, zerstören den Schutzwald im Wasser. Das geschieht regelmäßig und normalerweise erholt sich die Lebenswelt bald. Doch wenn Ozeanstürme durch den Klimawandel in Zukunft häufiger werden – wie es in einigen Regionen schon heute der Fall ist –, bleibt nicht genug Zeit zur Erholung. Das könnte die Artenvielfalt an den Küsten drastisch verringern, wie Forscher der Universität von Virginia und der Universität von Kalifornien jetzt herausfanden. Sie hatten an vier Stellen der Küste vor Santa Barbara in Südkalifornien den Verlust von riesigen Algenwäldern durch Ozeanstürme nachgeahmt.
Über neun Jahre hinweg untersuchten sie dort alle drei Monate die Bestände von mehr als 200 Arten von Pflanzen, wirbellosen Tieren und Fischen. Den einen Teil schnitten sie probeweise unterschiedlich häufig und stark zurück. Damit imitierten sie was auf natürliche Weise bei starken Winterstürmen geschehen kann. Das führte zu einer Verdopplung der Zahl kleiner Pflanzen und wirbelloser Tiere am Meeresboden, etwa von Korallen, Anemonen und Schwämmen. Fische und Krabben dagegen gab es in der Folge um 30 bis 60 Prozent weniger.
Rückgang an Fischen zu erwarten
„Unsere Ergebnisse überraschten uns: Wir hatten erwartet, dass auf einen einzigen starken Wintersturm große Veränderungen in der Biodiversität der Algenwälder folgen würden“, sagt Max Castorani, Professor für Umweltwissenschaften an der Universität von Virginia. „Stattdessen hatte die Häufigkeit der Störungen über die Zeit die größte Auswirkung. Häufige Störungen unterdrücken die Erholung von Riesentang. Das hat weitreichende Konsequenzen für manche Meereslebewesen.“
Wenn in den kommenden Jahrzehnten Stürme häufiger und heftiger die Küsten treffen, könnte das demnach zu tiefgreifenden Veränderungen in der Meeresflora und -fauna führen. Laut Castorani sind dabei Gewinner und Verlierer zu erwarten: Lebewesen im „Unterholz“ der Algenwälder wie Seetang, Schwämme, Anemonen und Korallen könnten weiterhin gedeihen, während Fische, Krabben, Hummer, Schnecken und Muscheln weniger werden. Die Gründe dafür sind noch zu klären.
Das Experiment wurde von dem National Science Foundation’s Santa Barbara Coastal Long-Term Ecological Research Programm durchgeführt. Die National Science Foundation (NSF) finanziert langfristige Projekte weltweit, um Veränderungen der Ökosysteme über Jahrzehnte und darüber hinaus zu beobachten. Castorani vergleicht seine Langzeitstudie mit einem Film, der über die Umwelt gedreht wird, anstatt nur eine kurze Momentaufnahme zu machen.
Die Studie wurde im Journal Ecology veröffentlicht.