Bereits der erste Blick auf diese Unterwasser-Aufnahme verrät, dass hier etwas nicht stimmt: Diese Korallenriffe im klaren Wasser der Karibik scheinen von einer goldbraunen Kruste überwuchert zu sein.
Schon länger ist bekannt, dass eine übermäßige Erwärmung des Meeres zum Absterben ganzer Korallenriffe führen kann. Im Great Barrier Reef vor Australien haben diese Korallenbleichen stellenweise bis zu 90 Prozent der Korallen abgetötet. Aber auch Verschmutzung und Versauerung der Meere sowie starke Stürme können Korallenriffe gefährden und sie zerbrechlicher und zudem anfälliger für Krankheiten machen.
Um diese Auswirkungen zu untersuchen, haben Forscher um Bryan Wilson von der University of Oxford das Wachstum von Korallenriffen der amerikanischen Jungferninseln in der Karibik näher untersucht. Dabei entdeckten sie nach einem starken Hurrikan die goldbraunen Krusten auf den Korallen, die diese Aufnahme zeigt. Ihren Analysen zufolge handelt es sich dabei um Rotalgen der Gattung Peyssonnelia.
Algen unterstützen typischerweise die Bildung neuer Riffe, indem sie mithilfe von Mikroben biochemische Signale produzieren und damit junge Korallen anlocken. Die Meerestiere siedeln sich schließlich an die rauen Oberfläche an und bilden nach und nach die Riffstrukturen. Doch Wilson und seine Kollegen stellten fest, dass die goldbraunen Algen auf diesem Foto keineswegs das Wachstum der Riffe fördern, sondern die vom Sturm vorgeschädigten Korallen stattdessen überwucherten und weiter zerstörten.
Aber wie kam es dazu? Bei näheren Untersuchungen fand das Forscherteam heraus, dass diese Rotalgenart Mikroorganismen beherbergt, die sich von denen unterscheiden, die für die Produktion der Lockstoffe bekannt sind. „Diese Rotalgen-Krusten verfügen über biochemische und strukturelle Abwehrmechanismen, die sie einsetzen, um Fische und andere Meereslebewesen vom Grasen abzuhalten”, erklärte Wilsons Kollege Chen‑Ming Fan.
Das verhindert, dass natürliche Prozesse das Algenwachstum eindämmen und die Riffe so vor dem Überwuchern schützen. Dieselben Mechanismen könnten zudem eine Neubesiedelung dieser Riffe durch Jungkorallen verhindern. Als Folge sind die von diesen Algen befallenen Korallengärten oft dem Tod geweiht.