Auch heute scheint Merkur noch geologisch aktiv zu sein. Das zeigen unregelmäßig geformte, helle Vertiefungen innerhalb vieler Krater. Die Forscher nannten sie ?Hollows? (auf Deutsch etwa ?Kuhlen? oder ?Mulden?). ?Eine Analyse der Bilder zeigt, dass sich die Hollows heute noch aktiv bilden?, sagt David Blewett von der Johns Hopkins University. Er und seine Kollegen vermuten, dass durch Meteoriteneinschläge Material an die Oberfläche von Merkur gelangt, das dort nicht stabil ist. Durch die Hitze der Sonne oder das Teilchenbombardement des Sonnenwindes könnten sich bestimmte Stoffe auflösen. Das würde die Vertiefungen erklären.
Planetenforscher hatten den von Kratern übersäten Merkur bislang oft mit dem Mond verglichen. ?Messenger zeigt uns aber, dass Merkur sich bei allem, was wir messen können, radikal vom Mond unterscheidet?, sagt Blewett. Überraschenderweise registrierte Messenger auf der Oberfläche von Merkur einen hohen Anteil von leichtflüchtigen Elementen, die schon bei geringen Temperaturen verdampfen, wie etwa Schwefel oder Kalium. Das zeigt, dass bei Merkurs Geburt keine hohen Temperaturen geherrscht haben können. Weil der kleine Planet einen ungewöhnlich großen Eisenkern hat, hatten Planetenforscher bislang angenommen, dass er durch eine gewaltige Kollision oder einen Ausbruch der Sonne regelrecht durchgeglüht wurde ? wobei alle leichtflüchtigen Elemente verschwanden.
?Die Theoretiker müssen mit jetzt noch mal ganz von vorne damit anfangen, sich über Merkurs Entstehung Gedanken zu machen?, sagt Larry Nittler, einer der Autoren. ?Was wir auf der Oberfläche gemessen haben passt nicht zu früheren Ideen über die Chemie des Planeten.? Der hohe Anteil an Schwefel deutet darauf hin, dass Merkur sich nicht unter oxidierenden Bedingungen zusammenballte, wie es die anderen drei Gesteinsplaneten taten. Woher der große Eisenkern stammt, bleibt weiterhin rätselhaft.